Spanischer Diktator:Wie Francos Fans gegen seine Umbettung protestieren

Lesezeit: 3 min

Ein Armee-Hubschrauber vom Typ Super Puma bringt die Überreste Francos vom Tal der Gefallenen in den Norden Madrids. (Foto: AFP)

44 Jahre nach seinem Tod werden die Gebeine des spanischen Diktators exhumiert und zu einer Gruft seiner Familie gebracht. Um die Umsetzung gab es einen langen juristischen Streit.

Von Thomas Urban, Madrid

Auch 44 Jahre nach seinem Tod hat Francisco Franco noch einige treu ergebene Anhänger. Als am Donnerstag in Spanien sein Leichnam umgebettet werden soll, versammeln sich mehrere Hundert Anhänger seiner Diktatur unweit des Tals der Gefallenen. Dort, in einem gigantischen Mausoleum, ruhten bislang seine sterblichen Überreste. Es ist von Zwangsarbeitern errichtet worden - in der Zeit seiner Diktatur von 1939 bis 1975.

Unter ihnen ist der 87 Jahre alte frühere Polizeioffizier Antonio Tejero, eine der Gallionsfiguren des gescheiterten Putschversuchs franquistischer Militärs im Februar 1981. Die Bilder, wie Tejero mehrere Schüsse im Plenarsaal des Parlaments abgab, gingen damals um die Welt.

Als der Hubschrauber den Ort überfliegt, rufen die Franco-Anhängerie im Chor "Es lebe Franco", einige zeigen den römischen Gruß, der im Dritten Reich schlicht "Hitlergruß" genannt wurde. Er war in Spanien bis 1945 die offizielle Begrüßungsgeste. Die Szene wiederholt sich, als die Angehörigen Francos vor dem Friedhof eintreffen.

Überreste von Franco
:Vom Tal der Gefallenen in die Familiengruft

Die Gebeine des früheren spanischen Diktators Franco wurden exhumiert und in eine Familiengruft gebracht. Am Rande der Zeremonie demonstrieren Hunderte.

Zweifellos ist es ein historischer Tag für das moderne Spanien: 44 Jahre nach seinem Tod wurden die sterblichen Überreste des Diktators Francisco Franco umgebettet. Der Sarg wurde aus der eigens für ihn angelegten Höhlenbasilika in den Bergen nordwestlich von Madrid herausgeholt und mit einem Hubschrauber zum Friedhof von El Pardo am Nordrand der spanischen Hauptstadt gebracht. Dort befindet sich ein kleines Mausoleum seiner Familie, in der bislang seine Frau begraben war.

Die Basilika, hinter deren Hauptaltar sich bislang das Grab Francos befunden hatte, befindet sich im Tal der Gefallenen, einer monumentalen Gedenkstätte für die Toten des spanischen Bürgerkriegs von 1936 bis 1939, die den Triumph des nationalkatholischen Diktators über seine Gegner aus dem republikanischen und linken Lager bezeugen sollte. Über dem Felsen mit der Basilika, die Tausende von Zwangsarbeitern in den Fels getrieben haben, befindet sich ein 150 Meter großes Kreuz aus Beton, das größte Kreuz weltweit.

Franco hatte sich damit ein Denkmal setzen wollen, so wie dies König Philipp II. im 16. Jahrhundert getan hatte. Nur wenige Kilometer vom Tal der Gefallenen entfernt ließ der Habsburger, unter dessen Herrschaft das spanische Imperium entstanden ist, für sich das gewaltige Schloss El Escorial bauen. Franco hat die Bauarbeiten im Tal der Gefallenen persönlich überwacht. In den Wänden der Basilika wurden die Gebeine von Tausenden von Toten des Bürgerkriegs beigesetzt, darunter auch von Gegnern Francos, ohne dass deren Angehörige ihr Einverständnis dafür gegeben hätten.

Entgegen ursprünglichen Ankündigungen werden die Exhumierung und Überführung des Sargs vom staatlichen Fernsehsender RTVE direkt übertragen. Doch die Presse und Öffentlichkeit bleiben von der Zeremonie ausgeschlossen, sowohl das Tal der Gefallenen als auch der Friedhof von Mingorrubio im Madrider Vorort El Pardo wurden schon Tage zuvor abgesperrt. Den Sarg trugen Enkel und Urenkel Francos aus der Basilika zu einem silbergrauen Leichenwagen. Dieser brachte ihn wenige Hundert Meter zum Hubschrauberlandeplatz. Anwesend waren dabei nur 22 Nachkommen Francos, Protokollbeamte sowie als Vertreterin der Regierung die Justizministerin Dolores Delgado, die auch das Amt des obersten Notars des Königsreichs Spanien versieht.

Die Angehörigen hatten gefordert, dass die spanische Nationalflagge über den Sarg gelegt wird. Doch hatten die Behörden ihnen diesen Wunsch nicht erfüllt, sondern lediglich eine Fahne dem Wappen der Familie Franco zugestanden. Darauf lag ein schlichter grüner Kranz mit einer Schleife in den Nationalfarben rot und gelb. Sie hatten versucht, juristisch die Exhumierung zu verhindern, waren aber damit gescheitert. Ebenso hatte die sozialistische Regierung unter Premierminister Pedro Sánchez ihr Ansinnen blockiert, Franco in einem Familiengrab in der Madrider Almudena-Kathedrale beizusetzen. Francos Tochter hatte dort eine Grabstelle gekauft, was dem Kabinett Sánchez nicht bekannt gewesen war.

Einige der Demonstranten skandierten auch: "Sánchez - politische Hure!" Premierminister Sánchez hatte die Exhumierung und Umbettung der Gebeine Francos gegen viele Widerstände durchgesetzt. Noch am Vorabend hatte der Abt der Benediktiner, die die Hausherrn der Basilika sind, erklärt, dass sein Orden das Vorgehen der Behörden als schwere Verletzung des Konkordats mit dem Vatikan ansieht, das die Unversehrtheit von Kirchenräumen vorsieht. Allerdings hatte die spanische Bischofskonferenz zuvor erklärt, dass sie die Entscheidung der weltlichen Behörden anerkennt. Das Oberste Gericht in Madrid hatte vor drei Wochen das Vorgehen der Regierung für rechtmäßig erklärt.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Spanien
:Francos Auszug aus dem Massengrab

Das Land streitet über die Umbettung der Gebeine des Diktators. Das hängt damit zusammen, dass sich Spanien erst spät der eigenen blutigen Vergangenheit stellt.

Kommentar von Thomas Urban, Madrid

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: