Spanien:Francos Gebeine exhumiert

Verwandte von Franco tragen den Sarg aus der Basilika zu einem Fahrzeug. (Foto: via REUTERS)
  • Das Oberste Gericht hat im September die Umbettung des Sargs des ehemaligen Diktators erlaubt.
  • Francos Gebeine werden nun auf einem Friedhof nahe Madrid neben denen seiner Frau bestattet.

In Spanien sind die Gebeine des ehemaligen Diktators Francisco Franco exhumiert worden. Sie werden mit einem Hubschrauber vom Tal der Gefallenen in den Bergen nordwestlich von Madrid zu einem Friedhof nordöstlich von Madrid gebracht. Der faschistische Machthaber war 1975 mit einer pompösen Zeremonie in einer riesigen Basilika bestattet worden, die zu seinen Lebzeiten von Zwangsarbeitern in den Fels gebaut worden war.

Viele Spanier sehen das Denkmal kritisch, das von Anhängern auch als Pilgerstätte genutzt wird. Der sozialistische Ministerpräsident Pedro Sánchez hatte kurz nach seiner Amtsübernahme im Juni 2018 angekündigt, die Gebeine an einen anderen Ort bringen lassen zu wollen.

Nahe dem Mausoleum kam es zu Demonstrationen. Auch Politiker der konservativen Parteien sowie Familienangehörige Francos kritisierten diese Entscheidung, seine sieben Enkel klagten dagegen. Das Oberste Gericht in Madrid erlaubte schließlich im September die Umbettung, die offiziellen Angaben zufolge etwa 63 000 Euro kosten soll. Francos Gebeine sollen künftig in einem Familiengrab nahe von Madrid liegen, in dem bereits seine Frau Carmen Polo 1988 beerdigt worden ist.

Franco, damals General in der spanischen Armee, hatte 1936 gegen die Republik geputscht. In den folgenden drei Jahren herrschte in Spanien ein Bürgerkrieg, den Francos Faschisten schließlich gewannen. Er regierte das Land bis an sein Lebensende, nach seinem Tod leitete König Juan Carlos den langsamen Übergang zur Demokratie ein. Zwei Jahre später, 1977, fanden in Spanien die ersten freien Wahlen nach der Diktatur statt.

© SZ.de/cck/dpa/cck - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Kommentar von Thomas Urban, Madrid

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