Nach Castros Rückzug:"Schade, dass Fidels Zeit vorbei ist"

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Nicht viele weinen Fidel Castro eine Träne nach. Für real existierende Sozialisten ist der Rückzug des Máximo Líder allerdings ein schwerer Verlust.

Oliver Das Gupta

Martin Schmidt ist bekennender Sozialist. Der Bremer engagiert sich dafür, dass Medikamente und andere vor allem medizinische Sachwerte nach Kuba verschifft werden, wo seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Versorgungslage wegen des US-Embargos schlecht ist.

Auf dem Krankenbett: Fidel Castro (Foto: Foto: AFP)

"Mein Sohn hat vom Rückzug Fidels aus seinen Ämtern im Internet gelesen. Er war ganz traurig und sagte: 'Guck dir das mal an'. Eigentlich war das für uns nicht überraschend, schließlich ist er ja schon länger krank.

Fidel selbst hatte davon gesprochen, dass er eines Tages nicht mehr da sein würde. Er ist schon oft totgesagt worden, es gab viele Anschläge auf ihn, und auch nach dem Ausbruch seiner Krankheit vor zwei Jahren wurden Gerüchte lanciert, sein Ableben stünde unmittelbar bevor - es war gelogen.

Für mich als Sozialisten ist Kuba natürlich ein Vorbild und Fidel Castro auch. Sein Rückzug als Politiker ist ein Riesenverlust. Es stimmt: Fidel Castro verkörpert die Revolution. Es ist schade, dass Fidels Zeit als aktiver Politiker vorbei ist.

Die Gegner Kubas hoffen, dass alles zusammenfällt, wenn Castro nicht mehr da ist - wir glauben das nicht. Denn die Kubaner haben vorgesorgt. Ich möchte betonen, dass nicht alles von Fidel abhängt, schließlich gibt es eine kollektive Führung. Seine Funktionen hat er an andere übertragen, sie werden den Prozess fortführen.

Um die Errungenschaften der Revolution zu verteidigen, wird es Veränderungen in Kuba geben. Fidel selbst hat immer wieder die aktuelle Situation analysiert und auf die Notwendigkeit von Veränderungen hingewiesen.

Für Lateinamerika und viele andere arme Länder der Welt ist Castros Kuba außerordentlich wichtig, weil es zeigt, dass es in einem armen Land möglich ist, soziale Verbesserungen zu erreichen - und das, obwohl Anfang der neunziger Jahre 85 Prozent des Außenhandelns weggefallen waren.

Verglichen mit unserem Lebensstandard ist Kuba Dritte Welt. Doch die medizinische Versorgung dort ist gut und kostenlos, die Kindersterblichkeit äußerst niedrig, die Leute dort sind sehr gebildet, sie wissen in der Regel mehr über Deutschland als wir über Kuba.

Die Ideale der Revolution weiterzugeben, war schon immer ein Problem. Viele der Jüngeren wissen nicht mehr, wie es vor 1959 war, als die Batista-Diktatur das Land unterdrückte.

Fidel selbst stellte fest, dass die Revolution in Kuba niemals durch äußere Feinde zusammenbrechen würde. Nur wenn es nicht gelänge, die inneren Widersprüche zu lösen, könnte der Sozialismus gefährdet werden.

Doch diejenigen, die hoffen, dass das System jetzt zusammenbricht, verrechnen sich. Kuba ist stabil."

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