Nancy Faeser:"Da kann es keine Höchstgrenzen für Menschlichkeit geben"

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Das Innenministerium von Nancy Faeser hat Vorschläge für schärfere Abschieberegeln vorgelegt. (Foto: IMAGO/M. Popow/IMAGO/Metodi Popow)

Bundesinnenministerin Faeser lehnt eine Begrenzung des Zuzugs von Geflüchteten ab und sagt, die Forderungen von Kommunen nach mehr Geld vom Bund könne sie derzeit nicht nachvollziehen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kann Forderungen der Kommunen nach mehr Geld vom Bund für die Unterbringung von Geflüchteten und Migranten nicht nachvollziehen. "Ich finde es seltsam, wenn jetzt schon - Anfang April dieses Jahres - gesagt wird, das Geld für dieses Jahr reiche nicht aus", sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

"Der Bund hat schon im vergangenen Jahr sehr viel Geld zur Verfügung gestellt - 4,4 Milliarden Euro. Außerdem haben wir die Sozialleistungen für die Flüchtlinge aus der Ukraine übernommen." Für dieses Jahr habe der Bund den Ländern und Kommunen frühzeitig 2,75 Milliarden Euro an zusätzlicher Unterstützung zugesagt. Faeser verwies auf einen Bund-Länder-Gipfel mit Kanzler Olaf Scholz. Dort soll am 10. Mai über die Flüchtlingskosten beraten werden.

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Faeser räumte ein, dass die Situation der Kommunen sehr schwer sei. Die Lage müsse gemeinsam bewältigt werden. Die Zahl der Geflüchteten zu begrenzen, lehnte sie allerdings ab. "Wir erleben einen furchtbaren Krieg mitten in Europa. Acht von zehn Geflüchteten kommen aus der Ukraine. Da kann es keine Höchstgrenzen für Menschlichkeit geben."

Kinder und Jugendliche unter den Kriegsflüchtlingen müssten "bestmöglich" betreut werden, auch, damit sie nicht straffällig würden, mahnte Faeser. "Menschen, die aus dem Krieg geflüchtet sind, bringen furchtbare Erfahrungen mit. Solche Gewalterfahrungen können nachwirken." Ein Drittel der mehr als eine Million geflüchteten Ukrainer in Deutschland sei unter 18 Jahre alt. Das werde auch in der Kriminalstatistik sichtbar. "Im letzten Jahr hatten wir über 3700 tatverdächtige Kinder und Jugendliche aus der Ukraine. 2021, vor Putins Krieg, waren es wenige hundert", so die Ministerin.

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