Europawahl:Satire in echt

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"Die Partei" will im Europäischen Parlament bleiben. Martin Sonneborn, Mitherausgeber des Satire-Magazins "Titanic" und seit 2014 Abgeordneter für "Die Partei" in Brüssel, stellte am Mittwoch seine Wahlkampf­themen und sein Team vor.

Von Alexander Mühlauer

Wenn man so will, steht das Endziel schon fest: Ein Deutscher soll wieder Präsident des Europäischen Parlaments werden. So proklamiert es jedenfalls Martin Sonneborn, Mitherausgeber des Satire-Magazins Titanic und seit 2014 Abgeordneter für "Die Partei" in Brüssel. Er will seinen Sitz bei der Europawahl im kommenden Frühjahr verteidigen und stellte am Mittwoch seine Wahlkampfthemen und sein Team vor. Mit dabei: Nico Semsrott, Kabarettist, bekannt aus der ZDF-Satiresendung "heute-show". Für "Die Partei" ist er bereits bei der Bundestagswahl angetreten.

Die beiden wollen vor allem der AfD Wähler abjagen, weshalb sie darauf achteten, dass sich auf ihrer Liste "altbekannte Namen" finden, die, wie sie sagen, auch "verwirrte CSU- und demente CDU-Wähler" dazu bringen sollen, ihr Kreuz bei "Die Partei" zu machen. Es stehen da also unter anderem: "Göbbels (in dieser Schreibweise), Göring, Speer, Bormann, Eichmann, Keitel, Heß". Sie alle seien Parteimitglieder, die gleichlautende Nachnamen wie bekannte Nazis trügen, erklärte Sonneborn. Man habe die Mitgliederdatenbank durchsucht und sei entsprechend fündig geworden.

Er selbst will Parlamentspräsident werden. Schließlich habe Manfred Weber, den Sonneborn stets "Manfred Streber" oder "das kleine Männlein aus Niederbayern" nennt, in seiner Eigenschaft als Fraktionschef der Europäischen Volkspartei nur den "halbseidenen Bunga-Bunga-Italiener" Antonio Tajani durchsetzen können. Er vermisse da schon den Deutschen Martin Schulz, sagte Sonneborn, der als Stimme Europas immerhin hörbar gewesen sei. Er selbst traue sich zu, bei der Europawahl in Deutschland zwei Prozent der Stimmen zu holen. Beim letzten Mal hatte "Die Partei" 0,6 Prozent und damit einen Sitz im EU-Parlament erreicht. CDU, CSU und SPD fanden das gar nicht lustig. Sie setzten sich deshalb zuletzt für eine Sperrklausel ein, die Kleinstparteien spätestens 2024 den Einzug ins EU-Parlament erschweren soll. Nun, bis dahin könne man, so Sonneborn, "noch viel Unsinn machen".

© SZ vom 23.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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