Die britische Premierministerin Theresa May hat bei ihrem ersten EU-Gipfel klargestellt, dass Großbritannien bis zu seinem Austritt seine vollen Rechte als Mitglied beansprucht. Bis zum Brexit nehme ihr Land eine "volle und aktive Rolle" wahr, sagte May am Freitag nach dem Treffen der 28 Staats- und Regierungschefs in Brüssel. Auch danach werde Großbritannien "enthusiastisch die Zusammenarbeit mit unseren europäischen Freunden und Verbündeten" suchen. Großbritannien bleibe auch am freien Handel mit den europäischen Partnern und an Zusammenarbeit etwa im Anti-Terror-Kampf interessiert. "Wir verlassen die EU, aber nicht Europa. Wir kehren unseren Freunden und Alliierten nicht den Rücken", sagte sie.
In einem konstruktiven Geist könne ein reibungsloser Austritt organisiert werden, versicherte May. Das Ergebnis könne eine starke Beziehung sein, die dem Vereinigten Königreich wie auch der EU nütze. Es gehe darum, "nach Chancen zu suchen und nicht nach Problemen". Umstritten ist vor allem der Wunsch Großbritanniens, die Einwanderung von EU-Bürgern zu begrenzen. Aus Sicht der EU schließt das eine Teilnahme am Binnenmarkt aus.
Die Äußerungen Mays seien "eine gute Grundlage, um weiter miteinander zu arbeiten", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Allerdings werde das in der Praxis "ein schwieriger Weg". Wenn May einen "harten" Brexit wolle, werde es auch harte Verhandlungen geben, sagte französische Präsident François Hollande. Bis zum Austritt sei Großbritannien aber gleichberechtigtes Mitglied der EU, betonte er. Vor der von May für März angekündigten offiziellen Austrittserklärung nach Artikel 50 des EU-Vertrages soll es keine Verhandlungen und Vorgespräche geben. Gemäß dem Vertrag können die Verhandlungen dann zwei Jahre dauern.