Estland trauert um eine der Schlüsselfiguren bei der Wiedererlangung seiner Unabhängigkeit von der Sowjetunion vor mehr als 30 Jahren: Der frühere Ministerpräsident des heutigen EU- und Nato-Landes, Edgar Savisaar, starb am Donnerstag im Alter von 72 Jahren.
"Savisaar war eine der großen Persönlichkeiten der estnischen politischen Landschaft und spielte eine wichtige Rolle beim Aufbau des neuen unabhängigen Estlands", würdigte die Staatskanzlei in Tallinn den Verstorbenen.
Savisaar brachte vor gut drei Jahrzehnten die Unabhängigkeit des kleinen Ostseestaates im Nordosten Europas entscheidend voran. Er galt als Ideengeber für den "Baltischen Weg", der über 600 Kilometer langen Menschenkette von Tallinn bis Vilnius 1989. Er stand der Übergangsregierung vor und wurde erster Regierungschef des seit 1991 wieder unabhängigen Estlands. 1992 musste er abtreten.
Mit der von ihm bis 2016 geführten linksgerichteten Zentrumspartei übernahm er später das Innen- und das Wirtschaftsministerium. Überschattet wurde seine Karriere von zahlreichen Skandalen und mehreren Parteifinanzierungs- und Korruptionsaffären. "Ohne Edgar Savisaar wären drei Jahrzehnte estnischer Politik langweiliger und weniger bunt gewesen", schrieb Staatspräsident Alar Karis.