Deutsche Aufnahme:Guantanamo-Häftlinge in Deutschland eingetroffen

Lesezeit: 1 min

Sie sind da: Die beiden Guantanamo-Häftlinge, zu deren Aufnahme sich Bundesregierung und Länder bereit erklärt hatten, sind in Deutschland angekommen.

Der erste der beiden Häftlinge aus dem US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba kam am Donnerstagmorgen in der Bundesrepublik an. Ayman Muhammad Ahmad S. sei in Hamburg eingetroffen, teilte ein Sprecher der Innenbehörde mit. Kurz danach teilte ein Sprecher des rheinland-pfälzischen Innenministeriums mit, dass auch der zweite frühere Guantanamo-Häftling mittlerweile in Deutschland ist: "Der Syrer ist jetzt an uns übergeben worden." Nähere Angaben konnte der Behördensprecher zunächst nicht machen.

Das US-Gefängnis in Guantanamo ist für seine harten Haftbedingungen berüchtigt. (Foto: afp)

Der 34-jährige Mann, der von Hamburg aufgenommen wurde, ist nach Angaben des dortigen Ministeriums sofort in eine Klinik gebracht worden, wo er in den nächsten Tagen ausführlich medizinisch untersucht werden soll. Nähere Angaben über die Umstände der Ankunft in Deutschland und den Zustand des im saudi-arabischen Dschidda geborenen Staatenlosen palästinensischer Herkunft waren zunächst nicht bekannt. Ayman Mohammad Ahmad S. hatte seit Januar 2002 in dem US-Gefangenenlager gesessen.

Nach der Ankunft der beiden ehemaligen Häftlinge will die Bundesregierung keine weiteren Insassen des Gefangenenlagers mehr aufnehmen. Mit der Aufnahme von insgesamt drei Betroffenen habe Deutschland seinen humanitären Beitrag zur Schließung des Lagers geleistet, sagte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) am Donnerstag in Berlin. Im Jahr 2006 war bereits der aus Bremen stammende Deutsch-Türke Murat Kurnaz nach viereinhalb Jahren Haft aus Guantánamo auf Kuba nach Deutschland gekommen.

Bereits am Montag hatte Hamburgs Innensenator Heino Vahldieck (CDU) erklärt, die Stadt sei auf die Aufnahme des 34-Jährigen gut vorbereitet. Es gebe ein behördenübergreifendes Konzept, das eine Rundumbetreuung des Mannes vorsehe.

"Unser Ehrgeiz ist es, ihn in Hamburg zu integrieren", sagte Vahldieck. Der Senator geht davon aus, dass der Ex-Häftling keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit mehr darstellt. Nach Angaben des Senators war der im Dezember 1975 im saudiarabischen Djidda geborene Mann im Sommer 2001 in Richtung Afghanistan gereist, um in den "Heiligen Krieg" zu ziehen. Er wurde gefangen und im Januar 2002 in das US-Gefangenenlager auf der Insel Kuba gebracht.

Vahldieck hatte an die Medien appelliert, die Integrationschancen für den 34-Jährigen nicht durch eine intensive Berichterstattung zu mindern. Fotos etwa von dem Gesicht des Mannes, unter Umständen noch vor seiner Wohnung würden die Bemühungen der Behörden um eine Eingliederung in die Gesellschaft erschweren.

© sueddeutsche.de/dapd/dpa/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: