Eritrea und Äthiopien:Einer der sinnlosesten Konflikte Afrikas geht zu Ende

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  • Nach einem 20 Jahre schwelenden Konflikt haben Äthiopien und Eritrea Frieden geschlossen.
  • Etwa 100 000 Menschen wurden in dem Krieg getötet, zahlreiche Eritreer und Äthiopier flohen, manche davon auch nach Deutschland.
  • Der Krieg hatte sich an Grenzstreitigkeiten um ein 1000-Einwohner-Dorf entzündet - und damit gute Chancen, als besonders sinnlos in die Geschichte einzugehen.

Nach jahrzehntelanger Feindseligkeit haben Äthiopien und Eritrea offiziell ihren Kriegszustand beendet. Der äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed und Eritreas Präsident Issaias Afwerki unterzeichneten am Montag eine "Gemeinsame Erklärung des Friedens und der Freundschaft", wie der eritreische Informationsminister Yemane Gebremeskel mitteilte. Beide Länder strebten nun eine "enge Zusammenarbeit im politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen und sicherheitspolitischen Bereich" an.

Die Erklärung markiert eine Kehrtwende im Verhältnis der beiden Staaten: Von 1998 bis 2000 führten sie einen erbitterten Krieg gegeneinander, in dem etwa 100 000 Menschen getötet wurden. Der Konflikt hat gute Chancen, als besonders sinnlos in die Geschichte einzugehen. Er brach aus, weil sich beide Staaten nicht einig waren, wem das Örtchen Badme gehört. Badme ist ein Ort mit etwa tausend Einwohnern inmitten einer heißen, weitgehend unfruchtbaren Ebene. Der Krieg trieb eine Million Menschen in die Flucht. Beide Staaten griffen zu autokratischen Maßnahmen. Vor der Diktatur in Eritrea flohen auch in den vergangenen Jahren noch zahlreiche Menschen, von denen einige in Deutschland Asyl beantragten.

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Eritrea hatte sich erst Anfang der 90er Jahre nach einem drei Jahrzehnte währenden Krieg von Äthiopien abgespalten und sich 1993 für unabhängig erklärt. Der neue äthiopische Ministerpräsident Abiy leitete nach seinem Amtsantritt im April die Aussöhnung ein. Bereits am Sonntag vereinbarten beide Seiten bei Abiys Besuch in Eritreas Hauptstadt Asmara die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen.

Botschaften und Grenzen sollten wieder geöffnet, Flugverbindungen wieder eingerichtet und Häfen wieder zugänglich gemacht werden, sagte Abiy nach seinen Gesprächen mit dem eritreischen Präsidenten. Zuvor hatten sich die beiden Politiker bei ihrer Begrüßung in Asmara umarmt - eine vor Kurzem noch undenkbare Geste.

Abiy hatte in seiner Antrittsrede versprochen, mit Eritrea zu einer Friedenslösung zu kommen. Anfang Juni kündigte er an, den Beschluss einer von den UN unterstützten internationalen Schiedskommission über den Grenzverlauf aus dem Jahr 2002 "vollständig" umzusetzen. Äthiopien werde sich aus umstrittenen Gebieten zurückziehen. Bislang hatte Äthiopien sich geweigert, den Schiedsspruch zu akzeptieren. Immer wieder kam es zu Scharmützeln, bei denen über die Jahre mehrere Hundert Menschen getötet wurden.

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