Mehr noch denn als Vertriebene hat Erika Steinbach als große Missverstandene in ihrer Partei Karriere gemacht. Wann immer ihr eine gestrige Haltung oder aggressiver Umgang mit Polen vorgehalten wurde, warfen sich die Freunde aus der Union schützend vor sie. Eine Modernisiererin des Vertriebenenbundes sei Steinbach und eine Anhängerin der deutsch-polnischen Versöhnung.
Nun hat sich die angebliche Versöhnerin unflätig über den Charakter des polnischen KZ-Überlebenden und Ex-Außenministers Wladyslaw Bartoszewski ausgelassen. Die Geschichte der Erika Steinbach muss deshalb nicht neu geschrieben werden, sie muss nur endlich eine neue Wendung nehmen.
Die Zeit der Zweideutigkeiten und Missverständnisse ist vorbei. Erika Steinbach verteidigt jene in ihrem Verband, die Polen und England eine Mitschuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs andichten wollen. Sie attackiert einen polnischen Politiker, der unter der deutschen Besatzung gelitten und sich doch eingesetzt hat für die Aussöhnung.
Zu lange ist Steinbach in ihrer Partei, der CDU, verteidigt worden als die gute Seele aus Frankfurt. In Wahrheit ist sie der böse Geist des deutsch-polnischen Verhältnisses. Skrupellos beschädigt sie es, um der Stimme ihrer Vertriebenen Gehör zu verschaffen.
Seit sich Steinbach nun auch noch als Schutzheilige der Konservativen aufspielt, ist Angela Merkel die Kontrolle über die CDU-Abgeordnete entglitten. Über deren wahre Motive kann die Kanzlerin weder anderen noch sich künftig etwas vormachen. Merkel hat es stets ernst gemeint mit der deutsch-polnischen Aussöhnung. Sie müsste nun ernst machen - und brechen mit Steinbach.