Elfenbeinküste:Entscheidende Offensive

Lesezeit: 2 min

In der Elfenbeinküste tobt die Schlacht um die Wirtschaftsmetropole Abidjan - nun haben französische und UN-Hubschrauber in die Kämpfe zwischen Machtinhaber Gbagbo und Wahlsieger Ouattara eingegriffen.

Arne Perras

In der Elfenbeinküste hat offenbar die Schlacht um die Küstenmetropole Abidjan gegonnen. Truppen von Wahlsieger Alassane Ouattara rückten am Montagabend nach Berichten der BBC massiv vor, um zum entscheidenden Militärschlag gegen die Kräfte von Laurent Gbagbo anzusetzen, der das Präsidentenamt seit vier Monaten besetzt hält. Augenzeugen berichteten von heftigen Feuergefechten und dem Einsatz von schwerer Artillerie.

Nach dem Beschuss von UN-Hubschraubern ist Feuer in der Stadt Abidjan zu sehen. (Foto: AFP)

Vor der Residenz Gbagbos stoßen die Soldaten Ouattaras auch auf Anhänger des Wahlverlierers, die sich als menschliches Schutzschild um das Gelände herum postiert haben. Guillaume Soro, der Premier im Lager Ouattaras, sagte, die Lage sei nun reif für eine "Blitzoffensive". Sie hätten die Stadt eingekreist, Gbagbos Truppen in Panik versetzt und die Waffenbestände des Gegners erkundet. Anhänger Gbagbos schworen erneut, sie wollten "bis zum Ende" kämpfen.

Französische und UN-Hubschrauber griffen Lager von Truppen Gbagbos an. Französische Helikopter feuerten auf das Militärcamp Agban, wie ein AFP-Reporter berichtete. Wie zudem Zeugen sagten, attackierten Hubschrauber der Vereinten Nationen das Lager Akouédo, das ebenfalls von Gbagbo-Getreuen gehalten wird.

Bei den Kämpfen um die Macht sind 1500 Menschen gestorben, täglich gibt es neue Opfer, häufig unter Zivilisten. Der Krieg hat eine Fluchtwelle ausgelöst, mehr als eine Million Menschen suchen Schutz vor der Gewalt. In Duékoué, im Westen des Landes, wo bei Massakern vor einer Woche mehr als 800 Menschen ums Leben kamen, versuchen Helfer, Zehntausende Flüchtlinge zu versorgen. In Abidjan sitzen die Bewohner in ihren Häusern fest, Wasser und Nahrung werden knapp, oft gibt es keinen Strom. Augenzeugen beschrieben Abidjan als "Geisterstadt".

Erbitterter Widerstand

Wie lange Gbagbo noch durchhalten wird, war am Montag immer noch nicht abzusehen. Ouattaras Truppen, die schnell ihre militärische Kontrolle über fast das ganze Land ausgeweitet haben, stoßen noch immer auf erbitterten Widerstand in Abidjan. Seit Tagen schon behaupten Gbagbos Gegner, dass ihr Sieg unmittelbar bevorstehe. Ein Vertreter der Vereinten Nationen schätzte, dass bereits Zehntausende Mitglieder der regulären Sicherheitskräfte geflohen oder zu Gbagbos Gegnern übergelaufen sind. Dennoch dauert der Kampf um Abidjan nun schon fünf Tage.

Gbagbos Armeechef Philippe Mangou, der sich in der vergangenen Woche in die südafrikanische Botschaft abgesetzt hatte, ist offenbar zu Gbagbo zurückgekehrt, was den Gegnern Ouattaras neuen Auftrieb geben könnte. Gbagbo hat auch die Kontrolle über das staatliche Rundfunkgebäude, über den Sender werden anti-französische Parolen und Botschaften gegen die UN verbreitet und Gbagbos "junge Patrioten" mobilisiert. Ouattara sendet über einen eigenen Kanal. Journalisten, die sich auf den Weg in die Metropole gemacht hatten, wurden mehrmals von Milizen beschossen.

© SZ vom 05.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: