"Duch" in Kambodscha vor Gericht:30 Jahre Haft für den Folter-Chef

In Diensten der Roten Khmer ließ Kaing Guek Eav ("Duch") in den Siebziger Jahren Tausende Kambodschaner ermorden. Nun wurde er zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt.

Carsten Eberts

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(Foto: AFP)

Das internationale Völkermord-Tribunal in Kambodscha hat den früheren Folterchef der Roten Khmer, Kaing Khek Iev alias "Duch", zu 30 Jahren Haft verurteilt. Die Richter sprachen den 67-Jährigen Ende Juli wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen, Mordes und Folter schuldig. Es war das erste Urteil des Tribunals gegen einen früheren Anführer des Terrorregimes der Roten Khmer (1975-1979). "Duch" war Leiter des Foltergefängnisses "Tuol Sleng" in der Hauptstadt Phnom Penh.

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(Foto: AFP)

Das Gesicht des Mannes trägt beinahe sanfte Züge, er wirkt gebrechlich, kaum wie einer, dem die schlimmsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Folter vorgeworfen werden: Kaing Guek Eav, genannt auch Hang Pin, die meisten riefen ihn jedoch "Duch" (gesprochen "Deuk"). Er war der Folter-Chef der Roten Khmer, jenes kommunistischen Terror-Regimes, das Kambodscha in den Siebziger Jahren in eine Schreckensherrschaft verwandelte.

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Kaing Guek Eav ist das erste von fünf hochrangigen Mitgliedern der Roten Khmer, das vor Gericht stand. Vor dem eigens eingerichteten Völkermordtribunal in Kambodscha hatte die Anklage allerdings sogar 40 Jahre Haft gefordert. Auch der damalige Chefideologe Nuon Chea (84), der ehemalige Staatschef Khieu Samphan (78), Ex-Außenminister Ieng Sary (84) und dessen Frau Thirith (78) sitzen auf der Anklagebank. Als einziger zeigte Kaing Guek Eav bislang Reue für seine Taten.

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(Foto: AP)

Von 1975 bis 1979 hatten die Roten Khmer Kambodscha in ein gigantisches Zwangsarbeitslager verwandelt. Innerhalb von vier Jahren kamen etwa 1,7 Millionen Kambodschaner ums Leben - etwa ein Viertel der Bevölkerung des Landes. Sie starben an den Folgen von Folter, Zwangsarbeit und Hunger. Erst im Januar 1979 beendete eine Invasion der vietnamesischen Armee die Herrschaft.

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(Foto: Reuters)

Kaing Guek Eav (Fotografie rechts) leitete während dieser Zeit das berüchtigte Gefängnis "Tuol Sleng" in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh. Dort ließ er mindestens 15.000 Menschen foltern, erpresste ihre Geständnisse und ließ sie anschließend ermorden. Nur von sieben Inhaftierten ist überhaupt bekannt, dass sie das Gefängnis überlebten.

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(Foto: ag.dpa)

Aufgebaut wurde die Guerillaorganisation von Pol Pot ("Bruder Nummer eins"). Er erlangte als Diktator die Herrschaft über ganz Kambodscha. Der Prozess kann ihm nicht mehr gemacht werden: Pol Pot starb 1998 im Norden Kambodschas - er beging vermutlich Selbstmord.

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(Foto: AFP)

Kaing Guek Eav (rechts) floh hingegen nach dem Zusammenbruch des Regimes 1979 in ein Dschungelgebiet an der Grenze zu Thailand, konvertierte zum Christentum und arbeitete als Missionar. Als ihn 1999 ein britischer Journalist aufspürte, wurde er verhaftet und saß acht Jahre lang in einem Militärgefängnis. 2007 wurde er offiziell angeklagt. Im November 2009 bekannte er: "Ich bin voller tiefer Reue und erschüttert über solch verheerende Zerstörung."

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