Dschaber al-Bakr:Al-Bakr soll Berliner Flughafen ausgespäht haben

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Die Justizvollzugsanstalt in Leipzig, in der Dschaber al-Bakr starb. (Foto: Getty Images)

Der terrorverdächtige Syrer war Medienberichten zufolge Ende September zu Besuch in der Hauptstadt. Die drei Syrer, die ihn der Polizei übergeben haben, trauen sich nicht nach Leipzig zurück.

Der mutmaßliche Attentäter Dschaber al-Bakr hat offenbar einen Berliner Flughafen als mögliches Anschlagsziel ausgespäht. Den Berichten von RBB und Berliner Morgenpost zufolge soll sich der 22-Jährige in der zweiten Septemberhälfte in Berlin aufgehalten haben. Er soll dort auch übernachtet haben, berichten beide Medien übereinstimmend unter Berufung auf Sicherheitskreise. Während seines Besuchs soll er demnach auch eine Kontaktperson getroffen haben.

Die Verbindung nach Berlin soll erst im Zuge der Ermittlungen entdeckt worden sein. Zum Zeitpunkt seines Aufenthalts habe die Polizei den Syrer noch nicht im Visier gehabt. ​Den entscheidenden Hinweis auf einen geplanten Sprengstoffanschlag bekamen die deutschen Sicherheitsbehörden von einem US-Geheimdienst. Dieser soll mehrere Telefongespräche von Al-Bakr mit einem Kontaktmann der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien abgehört haben.

Dschaber al-Bakr war am Montag in Leipzig festgenommen worden, nachdem ihn drei Landsleute auf Fahndungsfotos erkannt hatten. Der mutmaßliche Attentäter war bei den drei Männern in Leipzig untergekommen, nachdem er vor der Polizei in Chemnitz geflohen war. Sie hatten ihn festgesetzt und dann den Behörden übergeben.

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Syrische Helfer haben Angst vor Racheakten

Den drei Syrern soll al-Bakr vorgeworfen haben, von seinen Terroplänen gewusst zu haben. Dem Spiegel sagte einer der Männer: "Er wollte auch uns töten". Die Vorwürfe, sie seien Komplizen gewesen weist er zurück. "Wir hatten nie im Leben etwas mit ihm zu tun", sagt er. Dschaber al-Bakr habe wirr auf sie gewirkt, seine Haare seien zerzaust gewesen.

Aus Angst vor Racheakten hätten sich er uns seine Freunde versteckt - alle drei stammen aus derselben Stadt in Syrien und waren erst im Sommer nach Deutschland geflohen. In Leipzig fühlten sich die Männer dem Spiegel-Bericht zufolge nicht sicher. Sie hätten Angst vor Islamisten.

Nach seiner Festnahme hatte sich der mutmaßliche Terrorist am Mittwochabend in seiner Zelle stranguliert. Dies bestätigte inzwischen eine Obduktion. Die Verantwortlichen der JVA hatten keine erhöhte Suizidgefahr erkennen können. Das Vorgehen der sächsischen Behörden hat massive Kritik ausgelöst. Die Grünen-Politikerin Renate Künast fordert etwa, dass sich eine unabhängige Untersuchungskommission den Fall vornimmt.

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