Drohnenangriffe:Wie die USA per Drohne töten

Lesezeit: 1 min

Eine amerikanische Drohne vom Typ Predator fliegt 2010 über Süd-Afghanistan (Foto: AP)
  • Die US-Regierung hat ein bislang geheimes Handbuch veröffentlicht. Es regelt, wie die Vereinigten Staaten entscheiden, ob und welche Menschen sie in Pakistan, Somalia und anderen Ländern per Drohnenangriff töten.
  • Präsident Obama hat wie kein anderer US-Präsident vor ihm auf Drohnenangriffe gesetzt.

Auf Druck einer Bürgerrechtsorganisation hat die US-Regierung ihre bisher geheime Anleitung für Drohnenangriffe außerhalb der offiziellen Kriegsgebiete veröffentlicht. Das 18-seitige Handbuch der Regierung von Präsident Barack Obama wurde von der Bürgerrechtsorganisation ACLU veröffentlicht. Es enthält neue Einzelheiten zur Genehmigung der Angriffe mit unbemannten Flugzeugen in Ländern wie Pakistan, Libyen, Somalia und dem Jemen, in denen die US-Streitkräfte nicht offiziell Krieg führen.

"Handlungen, einschließlich tödliche Handlungen, gegen designierte Terrorziele sollten so gezielt und präzise wie vernünftigerweise möglich erfolgen", heißt es darin. Jeder Angriff auf Terrorziele außerhalb der offiziellen Kriegsgebiete muss demnach vom Präsidenten persönlich gebilligt werden. Die Pläne müssen rechtlich detailliert geprüft werden, bevor sie an den Nationalen Sicherheitsrat und den Präsidenten gehen. Obama hatte das Handbuch im Mai 2013 erstellen lassen. In seiner Amtszeit hat sich die Zahl der US-Drohneneinsätze enorm erhöht.

Angriffe in Afrika
:Drohnentod aus Deutschland

Angriffe amerikanischer Drohnen in Afrika werden von Ramstein aus dirigiert und in Stuttgart verantwortet. Unschuldige Menschen sterben. Salman Abdullahi velor seinen Vater durch den Krieg, der aus Deutschland kommt.

Von John Goetz, Hans Leyendecker, Frederik Obermaier, Bastian Obermayer und Niklas Schenck

Mit Ausnahme "außergewöhnlicher Umstände" dürfen Drohnenangriffe laut dem Handbuch nur erfolgen, wenn es "praktisch Gewissheit" gibt, dass keine Zivilisten dabei zu Schaden kommen. Bei der Genehmigung von Drohnenangriffen soll zudem die Souveränität anderer Staaten berücksichtigt werden. Wie weit die Angriffe mit den betroffenen Staaten wie Pakistan abgestimmt werden, ist oft unklar, doch sorgen sie dort regelmäßig für Proteste.

Einige Stellen des Handbuchs sind zudem weiterhin geschwärzt. Es blieben noch Fragen offen, sagte ACLU-Vertreter Jameel Jaffer. So sei unklar, wann der Leitfaden greife, ob Obama in bestimmten Fällen die Richtlinien ignoriert habe, und wie die "relativ strengen Standards mit den Berichten von Augenzeugen, Journalisten und Menschenrechtlern vereinbar" seien, die eine große Opferzahl unbeteiligter Menschen dokumentiert hätten.

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Ned Price, betonte, dass das Handbuch Zivilisten bei Drohnenangriffen Schutz gewähre, der über "die Anforderungen des Rechts in bewaffneten Konflikten" hinausgehe. Die US-Regierung hatte im Juni erstmals Schätzungen zur Zahl der Opfer der 473 Drohnenangriffe zwischen 2009 und 2015 veröffentlicht. Demnach wurden dabei neben 2581 Kämpfern auch 64 bis 116 Zivilisten getötet.

Kritiker halten diese Angaben jedoch für viel zu niedrig und gehen von mehreren hundert zivilen Toten aus. ACLU-Vertreter Jaffer erklärte, das Handbuch gebe "entscheidende Informationen zu einer Politik, die zum Tod von Tausenden Menschen, darunter hunderten Nicht-Kombattanten, geführt hat, und zu der Bürokratie, welche die Obama-Regierung errichtet hat, um diese Politik zu überwachen und umzusetzen".

© SZ.de/afp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: