Donald Trump:Willkommen im Club

Den Freihandelsvertag Nafta zu kündigen, wäre eine Torheit gewesen und ein verhängnisvolles Signal. Doch es ist sinnvoll, Nafta zu überprüfen.

Von Marc Beise

Man stutzt, reibt sich die Augen und freut sich: Amerikas Präsident Donald Trump wird das Freihandelsabkommen Nafta, diese "Katastrophe für die USA, die Firmen und besonders für die Arbeitskräfte", nun doch nicht aufkündigen. So aber hatte er es Anhängern und Wählern versprochen, wieder und wieder. Davon blieb allein die Ankündigung, mit den beiden anderen Staaten Mexiko und Kanada eine Neufassung zu verhandeln. Die ergänzende Drohung, notfalls am Ende doch zu kündigen, ist übliche Verhandlungstaktik.

Eine einseitige Aufkündigung von Nafta wäre eine wirtschaftspolitische Torheit gewesen und ein verhängnisvolles Signal. Freier Handel fördert grundsätzlich Wachstum und Wohlstand, Protektionismus bewirkt das Gegenteil. Trotzdem ist es sinnvoll, Nafta zu überprüfen und gegebenenfalls neuzufassen. Das Abkommen ist 23 Jahre alt, es war ein Experiment unter anderen wirtschaftlichen Bedingungen, als sie heute herrschen. Dass die USA damals gegenüber Mexiko einen kleinen Handelsüberschuss hatten und heute ein Defizit von 62 Milliarden Dollar, darf man hinterfragen, selbst wenn die Forderung von Donald Trump kommt.

Verhandeln statt anordnen, ein gemeinsamer Vertrag statt eines einseitigen Dekrets - das ist die neue Linie in Washington, und die entspricht durchaus den üblichen Gepflogenheiten. Willkommen in der Wirklichkeit, Mister President.

ERSCHIENEN IN DER SZ VOM 28. April 2017.

© SZ vom 28.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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