USA:Trump verklagt Ex-Anwalt Cohen auf mehr als eine halbe Milliarde Dollar

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Michael Cohen und Donald Trump im Jahr 2016 - damals noch ein Team (Foto: Jonathan Ernst/REUTERS)

Der angeklagte, ehemalige US-Präsident wirft seinem früheren Verteidiger vor, das Mandatsverhältnis verletzt und vertrauliche Informationen weitergegeben zu haben. Cohen ist ein wichtiger Zeuge in einem anderen Prozess gegen Trump.

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat seinen früheren Anwalt Michael Cohen auf mehr als eine halbe Milliarde Dollar verklagt. Aus Gerichtsunterlagen, die aus Florida stammen, geht hervor, dass Cohen vorgeworfen wird, sein Mandatsverhältnis zu Trump verletzt zu haben: Er habe vertrauliche Informationen preisgegeben und Unwahrheiten verbreitet. Eine Stellungnahme von Cohen lag zunächst nicht vor.

Cohen ist ein zentraler Zeuge in dem Fall der Schweigegeld-Zahlungen an die Pornodarstellerin Stormy Daniels, in dessen Zusammenhang Trump als erster ehemaliger Präsident in der US-Geschichte angeklagt wurde. Ihm wird vorgeworfen, in 34 Fällen Geschäftsunterlagen gefälscht zu haben. Er habe mit seinem Verhalten schädliche Informationen und rechtswidrige Aktivitäten vor und nach der Präsidentenwahl 2016 verbergen wollen, wirft ihm die New Yorker Staatsanwaltschaft vor.

Wegen Einmischung in Trump-Ermittlungen
:New Yorker Staatsanwalt verklagt Republikaner

Alvin Bragg geht gerichtlich gegen den Vorsitzenden des Justizausschusses des US-Repräsentantenhauses vor. Er wirft Jim Jordan einen "beispiellos dreisten und verfassungswidrigen Angriff" vor.

Trump und andere hätten systematisch versucht, negative Informationen über ihn zu identifizieren, mit Geld zu unterdrücken und so seine Chancen bei der Präsidentenwahl 2016 zu erhöhen. Der Republikaner habe große Anstrengungen unternommen, um all das zu verbergen, indem er Dutzende falsche Einträge in Geschäftsunterlagen vorgenommen habe. Unter den kriminellen Aktivitäten, die er zu verdecken versucht habe, seien auch Versuche, gegen Wahlgesetze zu verstoßen. Nach den New Yorker Gesetzen sei es strafbar, ein Komplott zu schmieden, um einen Kandidaten bei einer Wahl mit unrechtmäßigen Mitteln voranzubringen.

Daniels, die mit bürgerlichem Namen Stephanie Clifford heißt, hatte 2006 nach eigener Aussage Sex mit Trump, was dieser widerum bestreitet. Nach Angaben der heute 44-Jährigen lernten sich beide im Sommer 2006 bei einem Golfturnier-Wochenende am Lake Tahoe kennen und schliefen dort miteinander - nur wenige Monate, nachdem Trumps Ehefrau Melania den gemeinsamen Sohn Barron auf die Welt gebracht hatte. Daniels sagt, die beiden hätten auch danach über Monate Kontakt gehabt. Trump weist all das als "falsche und erpresserische Anschuldigungen" zurück.

Cohen hat mit den Ermittlern kooperiert und erklärt, er sei von Trump angewiesen worden, Schweigegeld an Daniels sowie eine zweite Frau zu zahlen, ein ehemaliges Playboy-Model. Er bekannte sich 2018 in diesem Zusammenhang der Verletzung von Gesetzen zur Wahlkampffinanzierung schuldig und wurde zu drei Jahren Haft verurteilt. Trump erklärte zunächst, von der Zahlung an Daniels nichts gewusst zu haben. Später räumte er ein, Cohen dafür entschädigt zu haben.

Mehr als ein Jahrzehnt lang arbeitete der Jurist für Trump und war eine zentrale Figur in mehreren Affären um den Republikaner. Er wurde oft als Trumps "Ausputzer" beschrieben - bis es zum Bruch zwischen beiden kam. Trumps Anwälte stellten Cohens Glaubwürdigkeit zuletzt immer wieder in Frage. Sie argumentieren, er sei bereits des Betruges und der Lüge überführt worden. Wenn es zum Prozess gegen den Ex-Präsidenten kommt, ist zu erwarten, dass dessen Verteidiger versuchen, Cohen als Zeugen darzustellen, dem nicht zu trauen sei und dem es nur um Rache gehe.

© SZ/Reuters/dpa/Bloomberg/jael - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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