Donald Trump:Jenseits von Gut und Böse

Lesezeit: 2 min

Der Präsident verharmlost die Rechtsextremen und zeigt wieder einmal sein wahres Gesicht. Ihm fehlt der moralische Kompass, der für sein Amt zwingend Voraussetzung wäre.

Von Hubert Wetzel

Es gibt kein Symbol auf der Welt, anhand dessen sich das Böse so leicht identifizieren lässt, wie das Hakenkreuz. Es gibt kein legitimes politisches Anliegen, das sich mit diesem Symbol verbinden lässt. Wer an das Hakenkreuz glaubt, der glaubt an den Hass, und zwar nur an den Hass. So einfach ist das.

Es ist so einfach, dass es eigentlich auch Donald Trump verstehen müsste. Wenn nicht, dann sollte er sich vielleicht einmal bei seinem jüdischen Schwiegersohn Jared Kushner erkundigen, dessen Großvater Joseph ein Holocaust-Überlebender aus Weißrussland war. Er könnte bestimmt einige interessante Dinge über Hakenkreuze und jene Leute erzählen, die sie einst auf ihren Uniformen getragen haben.

Und wenn Trump zuhören und das Gehörte sogar intellektuell verarbeiten würde, dann würde er vielleicht nicht mehr so daherreden wie am Dienstag. Da stand der Präsident der Vereinigten Staaten und erzählte, dass jene Neonazis, die vorige Woche mit Hakenkreuzfahnen und Hitlergruß durch Charlottesville gezogen waren und judenfeindliche Parolen gegrölt hatten, eigentlich feine, friedliche Menschen gewesen seien. Er schwadronierte darüber, dass - nachdem das Land gerade Zeuge des größten und brutalsten Aufmarschs von militanten Rechtsradikalen und Rassisten in den USA seit Jahren geworden war - die Gegendemonstranten mindestens genauso viel Schuld an den Gewaltausbrüchen getragen hätten.

Dem Präsidenten fehlt der moralische Kompass

Trump mag solche Auftritte, bei denen er pampig und beleidigt herumpoltern und angebliche Wahrheiten sagen kann, die sich sonst niemand zu sagen traut. Aber das, was Trump da von sich gegeben hat, war keine unterdrückte Wahrheit. Es war nur ein Beweis dafür, dass dem derzeitigen US-Präsidenten etwas fehlt, das für dieses Amt eigentlich unerlässlich ist: ein moralischer Anker, ein paar grundsätzliche ethische Überzeugungen, anhand derer er das Böse vom Guten, das Richtige vom Falschen trennen könnte. Es gab vor Trump schon viele Politiker in Amerika, allemal unter den Republikanern, die mit dem Rassismus in der Gesellschaft gespielt und taktiert haben. Aber es gab noch niemanden, der so offen und - auch wenn das ein altmodischer Begriff sein mag - schamlos mit der extremen, harten Rechten geliebäugelt hat wie Trump.

Es ist möglich, dass ihm das sein düsterer nationalistischer Stratege Stephen Bannon so eingeflüstert hat. Aber wer Trump am Dienstag zugesehen hat, musste einen anderen Eindruck gewinnen: Da stand ein Mann, der genau das glaubte, was er sagte. Der unwillig und unfähig war, einen moralischen Unterschied zu sehen zwischen den Menschen, die in Charlottesville für den Hass demonstrierten, und denen, die sich diesem Hass in den Weg stellten; zwischen jenen, die alle Ideale und Ideen pervertieren, auf denen die Vereinigten Staaten einst gegründet wurden, und denen, die am Wochenende die wahren amerikanischen Patrioten waren. Donald Trump hat diese Patrioten - und das ganze Land dazu - im Stich gelassen.

© SZ vom 17.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: