Donald Trump:Im Strudel der Dummheit

Menschenleben oder Wirtschaftsleben - für den amerikanischen Präsidenten ist die Entscheidung klar. Doch die Corona-Epidemie lässt sich nicht per präsidentiellem Dekret aus dem Weißen Haus für beendet erklären.

Von Stefan Kornelius

US-Präsident Donald Trump ist der Polarizer-in -Chief. Er weiß, wie man Gesellschaften aufwiegelt und spaltet. Menschenleben oder Wirtschaftsleben - für Trump ist die Entscheidung klar. Es geht um die Wirtschaft und diejenigen, die überleben werden. Zu Ostern: Auferstehung.

Wäre Trump ein mittelmäßig begabter Autokrat, dann würde man ihn belächeln und sein Wahlvolk bedauern. Als Präsident der USA setzt Trump aber einen Ton, den viele auf der Welt hören wollen. Wenn er nun den Uninformierten und Verzweifelten Hoffnung macht und den Spuk in zwei Wochen für beendet erklärt, dann gaukelt er eine Alternative vor, die nach aller wissenschaftlichen Erkenntnis nicht existiert. Die großen Infektionsherde wie Wuhan oder Bergamo zeigen, dass sich die Ausbruchsdynamik nicht einfach mit ein paar Toten mehr abwettern lässt. Der Zusammenbruch eines Gesundheitssystems kostet weit mehr als Menschenleben. Die Verheerung erfasst alles: Psyche, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft.

Wer zu diesem Zeitpunkt über das Ende der Einschränkungen spricht, der begeht einen sträflichen Leichtsinn. Ja, die Menschen sind hungrig nach Hoffnung. Sie wollen gute Nachrichten. Aber die Suggestionskräfte von Donald Trump werden nicht ausreichen, den USA und der Welt Corona zu ersparen.

© SZ vom 26.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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