Deutsche Bahn:Weniger Überstunden, mehr Personal

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"Wir haben Kollegen, die nicht einmal zur Einschulung ihres Kindes freibekommen haben" - so lautet die Klage der Bahn-Gewerkschaft GDL bei den Tarifgesprächen. Sie will das Zugpersonal vor allem zeitlich entlasten.

Von Detlef Esslinger, München

Die Deutsche Bahn (DB) bietet der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) an, Arbeitszeiten des Zugpersonals besser zu planen. Das ist im Wesentlichen der Inhalt des Angebots, das die Bahn der Gewerkschaft am Dienstag in der zweiten Tarifrunde in Frankfurt machte.

Insgesamt lehnte die DB die Forderungen der GDL jedoch nach wie vor ab. Sie hält ihr vor, nicht vier Prozent, sondern in Wahrheit sechs Prozent mehr Geld zu fordern, wenn man die strukturellen Änderungen in der Bezahlung berücksichtige, welche die Gewerkschaft zusätzlich zur Lohnerhöhung durchsetzen wolle. Und all die Forderungen zu Arbeitszeitregelungen würden die Kosten fürs Zugpersonal um mehr als 20 Prozent nach oben treiben.

"Wir haben Kollegen, die nicht einmal zur Einschulung ihres Kindes freibekommen haben."

Bahn und Gewerkschaft verhandeln diesmal nicht nur um Geld, sondern vor allem um die Arbeitszeiten. Die GDL möchte, dass das Zugpersonal zwei zusammenhängende freie Tage pro Woche erhält, dass die Mindestabstände zwischen zwei Schichten größer und Überstunden abgebaut werden. "Mehr Plan, mehr Leben", unter dieses Motto stellt die Gewerkschaft die Tarifrunde. Damit will sie ausdrücken was künftig nicht mehr möglich sein soll: dass Überstunden entweder ausgezahlt oder auf einem Langzeitkonto gutgeschrieben werden. Entlastung der Arbeitnehmer ist ihr wichtiger als zum Beispiel Extrageld für Sonderschichten; sie fordert die Bahn auf, mehr Zugpersonal einzustellen. "Was im Bürojob gang und gäbe ist - dass die Mitarbeiter jedes Wochenende zwei Tage frei haben -, ist beim Zugpersonal überhaupt nicht vorstellbar", sagte GDL-Chef Claus Weselsky vor der Verhandlung. "Wir haben Kollegen, die noch nicht einmal zur Einschulung ihres Kindes freibekommen haben." Kein einziger Euro mehr könne die Belastung und die Einschränkungen des Familienlebens wieder wettmachen. Nach Darstellung der Gewerkschaft fehlen der Bahn 800 Lokführer sowie 150 Zugbegleiter im Fernverkehr.

Die Bahn bestreitet die Belastungen nicht - wer das Unternehmen danach fragt, der erhält unter anderem ein Papier mit den Regeln, die es derzeit zu den Arbeitszeiten gibt. Jeder Mitarbeiter habe Anspruch auf mindestens 52 Ruhetage im Jahr sowie 20 freie Sonn- und Feiertage; zudem gebe es jeden Monat mindestens ein freies Wochenende, von Samstag 0 Uhr bis Montag 4 Uhr. Übers Jahr wird dem Zugpersonal eine Arbeitsleistung abverlangt, die einer Fünf-Tage-Woche entspricht. Im Alltag kann das trotzdem dazu führen, dass man länger als fünf Tage nacheinander arbeiten muss. Nach DB-Angaben "soll" aber niemand länger als sechs Tage am Stück Dienst haben. Ihr Angebot sieht vor, "Schichttauschbörsen" zu erproben. Und Mitarbeiter sollen mehrere Wochen im Voraus erfahren, wann in etwa sie Dienst haben werden - zum Beispiel "in einem Fenster zwischen 6 und 20 Uhr". Die GDL äußerte sich bis Redaktionsschluss dazu nicht.

© SZ vom 26.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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