Was sich derzeit auf Deutschlands Schienen abspielt, ist ein kaum vorstellbares Fiasko. Seit mehr als einem Jahr kämpft die Deutsche Bahn mit den Qualitätsproblemen neuer IC-Züge des Herstellers Bombardier. Mit einem Annahmestopp für 25 weitere Züge zieht der Staatskonzern nun die Reißleine. Die Software der Fahrzeuge stürzt zu oft ab und blockiert so Trassen oder setzt Fahrgäste fest; für den Hochlauf braucht das System eine Stunde, das ist ein kaum fassbarer Zeitaufwand, wenn man bedenkt, wie eng getaktet der Fahrplan auf vielen Strecken ist.
Die Rückschläge bei der Erneuerung der veralteten deutschen Zugflotte machen klar, dass die Probleme der Bahn größer sind als angenommen. Mit den zusätzlichen Milliarden der Bundesregierung allein sind sie nicht zu beheben. Die Bahnindustrie muss ihre Kapazitäten bei der Planung und Entwicklung moderner Züge wieder deutlich ausbauen - noch ist das Gegenteil der Fall.
Dabei braucht die Bahn einen Technologiesprung, um die Hoffnungen der Politik zu erfüllen. Mehr Züge kann das schon gut ausgelastete Netz nur verkraften, wenn es digitalisiert wird und die Züge dadurch in kürzeren Abständen fahren können. Der Zustand der Bahnindustrie macht wenig Hoffnung, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt hat.