Deutsche Bahn:ICE-Tickets von München nach Berlin deutlich teurer

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Je beliebter die Strecken und je schneller die Züge, desto höher der Aufschlag.

Von Markus Balser, Berlin

Bahnfahren wird in Deutschland Ende des Jahres erneut deutlich teurer. Die Deutsche Bahn erhöht ihre regulären Preise zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember für die zweite Klasse um durchschnittlich 1,9 Prozent. In der ersten Klasse müssen Fahrgäste künftig sogar 2,9 Prozent mehr zahlen. Das teilte der Staatskonzern am Montag in Berlin mit. Nach drei Jahren ohne Preiserhöhung waren die Tickets bereits vor einem Jahr um durchschnittlich 1,3 Prozent teurer geworden. Betroffen sind von der neuen Preispolitik fast alle Fernstrecken in Deutschland. Die Erhöhung fällt allerdings sehr unterschiedlich aus. Je schneller und beliebter die Verbindung, desto höher sind die Aufschläge des Konzerns. Am härtesten trifft es Kunden auf der neuen ICE-Strecke von München nach Berlin. Dort sind künftig 150 Euro im normalen Tarif zu zahlen. Das sind 18 Euro oder 13,6 Prozent mehr als bisher. Weil die Bahn mit dem Fahrplanwechsel auch die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen den Metropolen befährt, verkürzt sich die Fahrzeit dafür von bisher mehr als sechs auf viereinhalb Stunden, mit dem "Sprinter" sind es nur noch knapp vier Stunden. Damit will man nicht nur dem Autoverkehr Konkurrenz machen, sondern auch Flugreisende als Kunden gewinnen. Die Bahn rechnet mit einer Verdopplung ihrer jährlichen Passagierzahl auf 3,6 Millionen auf dieser Strecke.

Alle anderen Strecken werden bis zu 4,9 Prozent teurer. Der reguläre Fahrpreis von Hamburg nach Berlin steigt etwa um zwei auf 81 Euro - ein Plus von 2,5 Prozent. Als Entschädigung für die lange Sperrung der Rheintalbahn bei Rastatt werden die am stärksten genutzten Strecken über den Abschnitt Karlsruhe-Basel dagegen nicht teurer. Das sei der Tribut an die siebenwöchige Sperrung der Bahnstrecke bei Rastatt nach einem Unfall beim Bau eines Tunnels, heißt es bei der Bahn. Auch Preise für Bahncards, Sparpreise und Reservierungen sollen nicht steigen. Das von Verbraucherschützern kritisierte "Zahlungsmittelentgelt" beim Buchen mit Kreditkarte entfällt künftig wieder. Dem Ärger der Kunden über eine Preiserhöhung trotz kaum verbesserter Pünktlichkeitswerte will die Bahn mit einer Sparpreis-Aktion begegnen. Kunden sollen im November eine Million Tickets zusätzlich für 19 Euro kaufen können. Wer im Voraus plant, kann die Preiserhöhungen zunächst ohnehin umgehen. Schnelle Bucher kommen noch in den Genuss der alten Preise. Von diesem Dienstag an lassen sich die Tickets für den stark veränderten Fahrplan ab Dezember kaufen. Wer bis zum 9. Dezember einen Fahrschein löse, fahre zum alten Preis, kündigte die Bahn an. Das gilt auch für Fahrten auf der neuen Hochgeschwindigkeitstrasse Berlin-München.

In der Politik stößt die Preiserhöhung auf Ärger. Eine Rekordzahl von 1000 Baustellen in diesem Sommer hatte die Kunden vielerorts ausgebremst und zu deutlichen Verspätungen geführt. Es sei keine klare Strategie beim Ziel erkennbar, mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene zu holen, kritisiert der Grünen-Verkehrsexperte Oliver Krischer.

© SZ vom 17.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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