Deshalb wird empfohlen, auf die "Fliehkräfte verschiedener Regionen" zu setzen, "mit dem Ziel, in der einen oder anderen Form einen Anschluss der östlichen Regionen an Russland zu initiieren". Namentlich werden die Krim und das Gebiet Charkiw genannt. Dort existierten bereits "ausreichend starke Gruppen, die eine maximale Integration in die Russische Föderation unterstützen".
Namentlich werden unter anderem die Krim-Politiker Wladimir Konstantinow und Sergej Aksjonow genannt, die später tatsächlich federführend den Anschluss der Halbinsel an Russland betrieben. In Charkiw wurden die von Separatisten besetzten Verwaltungsgebäude bald wieder geräumt. Die Abtrennung der benachbarten Regionen Luhansk und Donezk wird derzeit mit Gewalt betrieben.
Nüchterne Kosten-Nutzen-Rechnung
In nüchternem Ton rechnen die Verfasser Kosten und Nutzen gegeneinander auf: Zweifellos werde die russische Wirtschaft leiden, heißt es. "Aus geopolitischer Perspektive jedoch wird der Gewinn unschätzbar sein: Unser Land erschließt sich neue demokratische Ressourcen."
Es sei ein Zufluss "slawischer Einwanderer" zu erwarten - als "Gegengewicht zu den Einwanderern aus Zentralasien", darunter hochqualifizierte Industriearbeiter. Die Rüstungsfabriken im Osten der Ukraine könnten Russland helfen, "die Neubewaffnung der russischen Streitkräfte schneller und erfolgreicher durchzuführen".
Mit dem Anschluss der Regionen im Osten der Ukraine werde zum einen die Kontrolle über das Gasnetz gesichert, heißt es. "Zugleich wird die geopolitische Konstellation in Ost- und Mitteleuropa grundlegend verändert, Russland bekommt wieder eine Hauptrolle".
Auf die Analyse und die Abwägung von Vor- und Nachteilen folgen Empfehlungen, wie das Ziel Schritt für Schritt umgesetzt werden kann: Um eine "prorussische Drift" zu erzeugen, müssten zunächst "Ereignisse geschaffen werden, die diesem Prozess politische Legitimität und moralische Rechtfertigung" verleihen, begleitet von einer "PR-Strategie, die ihren Schwerpunkt auf die Notgedrungenheit, den reaktiven Charakter der Handlungen Russlands und der prorussischen Eliten setzt". Zudem sei es "wichtig, dass die Weltgemeinschaft so wenig Gründe wie möglich hat, an der Legitimität und Ehrlichkeit dieser Referenden zu zweifeln".
Demonstranten mit russischen Flaggen sollten zunächst die westukrainischen Separatisten verurteilen, die "auf Anweisung ihrer Auftraggeber im Ausland" einen Anschlag auf die territoriale Integrität der Ukraine verübt hätten. Sie sollten "ihren Unwillen artikulieren, 'Geiseln des Maidan' zu sein", heißt es. Im nächsten Schritt sollten sie eine Assoziation der Gebiete im Osten mit Russland fordern.
Bekannte Namen
Das Papier formuliert drei zentrale Forderungen der Separatisten, die es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gibt: Eine Föderalisierung als Garantie, dass sich die "prowestlichen und nationalistischen" Kräfte im Westen nicht einmischen. Den Beitritt zur Eurasischen Zollunion, unabhängig davon, was Kiew entscheidet. Volle Souveränität mit dem Recht, der Russischen Föderation beizutreten.
Der Name Malofejew fällt nicht zum ersten Mal im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. Sein Investmentfonds beschäftigte bis zum Ausbruch des Konflikts die beiden Geheimdienst-Leute Igor "Strelkow" Girkin und Alexander Borodaj.
Girkin war Malofejews Sicherheitschef, Borodaj sein PR-Berater. Die beiden bereiteten eigenen Aussagen zufolge erst das Krim-Referendum vor, dann trat Borodaj bis August als "Premier" der sogenannten Volksrepublik Donzek auf, Girkin als sein "Verteidigungsminister".