Demonstrationen:Nach langer Funkstille verurteilt Trump weiße Rassisten

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US-Präsident Donald Trump äußert sich in einem eigens anberaumten Statement im Weißen Haus. (Foto: Evan Vucci)

Charlottesville (dpa) - US-Präsident Donald Trump hat sich nach langen Zögern doch noch deutlich von den rassistischen Ausschreitungen in Charlottesville (Virginia) distanziert.

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Charlottesville (dpa) - US-Präsident Donald Trump hat sich nach langen Zögern doch noch deutlich von den rassistischen Ausschreitungen in Charlottesville (Virginia) distanziert.

Neonazis, der rassistische Ku Klux Klan oder andere Gruppen voller Hass hätten keinen Platz in Amerika, sagte Trump am Montag in Washington in einem eigens anberaumten Statement vor Medien.

„Rassismus ist böse und diejenigen, die in seinem Namen Gewalt anwenden, sind Kriminelle und Verbrecher“, sagte Trump. Dem US-Präsidenten war von Politikern in aller Welt und sogar aus der eigenen Partei vorgeworfen worden, sich nach den Vorkommnissen von Charlottesville nicht eindeutig genug geäußert zu haben.

Weil er zunächst von „Gewalt von vielen Seiten“ gesprochen und Rassisten nicht explizit beim Namen genannt hatte, war er unter erheblichen Druck geraten. „Es kommt nicht auf die Hautfarbe an“, sagte Trump am Montag. Gewalt, Hass und Fanatismus hätten keinen Raum in den Vereinigten Staaten, betonte der Präsident, der am Montag in New York von Demonstranten empfangen wurde.

Die Attacke eines jungen Mannes mit einem Auto, bei der eine 32-Jährige starb, nannte Trump „rassistisch“. Amerika müsse auf solchen Hass mit Liebe antworten, Stärke zeigen und aufs Neue zusammenkommen. Das Justizministerium hatte Ermittlungen wegen Verstößen gegen die Bürgerrechte eingeleitet, worunter unter anderem Hassverbrechen und Diskriminierungen fallen.

Trump hat aber auch am Montag nicht von rechtsgerichteten Terrorismus gesprochen. Dies hatten die oppositionellen Demokraten und auch Teile seiner republikanischen Partei gefordert. Für Aufsehen hatten auch Äußerungen des früheren Ku-Klux-Klan-Anführers David Duke gesorgt. Er hatte in einem vom „Indianapolis Star“ geposteten Video erklärt, die Demonstranten wollten sich „unser Land zurückholen“ und damit „die Versprechen von Donald Trump erfüllen“.

Angesichts der Kritik der US-Medien an Trump, die seine fehlende Distanzierung zu den Rassisten bemängelt hatten, legte der US-Präsident am späten Montagabend in einer Twitterbotschaft nach. Er habe „einmal mehr erkannt, dass die Fake-News-Medien nie zufrieden sein werden“, twitterte Trump. Sie seien „... wirklich schlechte Leute“.

US-Chefankläger und Justizminister Jeff Sessions hatte die tödliche Gewalt der Rassisten von Charlottesville klar als „heimischen Terrorismus“ gebrandmarkt. Sessions sagte am Montag dem Sender ABC, die Tat eines 20-Jährigen, der mit einem Auto in eine Gruppe von Gegendemonstranten gefahren war, lasse sich laut Gesetz so definieren. Die Tat sei ohne jeden Zweifel eine inakzeptable, bösartige Attacke gewesen. Auch Sicherheitsberater H.R. McMaster hatte nach der Tat gesagt: „Natürlich war das Terrorismus.“

Am Samstag war es bei der Kundgebung in der Universitätsstadt in Virginia zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen. Nach der Attacke des mutmaßlichen Rechtsextremisten mit einem Auto starb eine 32-jährige Frau, 19 Menschen erlitten teils schwere Verletzungen. In einem Helikopter starben zudem zwei Polizisten, allerdings offenbar ohne direkte Einwirkung von Demonstranten.

Dem 20-jährigen Autofahrer werden Totschlag, Körperverletzung und Fahrerflucht vorgeworfen. Weitere Anklagepunkte könnten hinzukommen. Sessions sagte, der Mann habe mit den höchsten nur möglichen Strafen zu rechnen.

Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem äußerte sich am Montag „sehr besorgt über die Bilder, die hasserfüllte Rhetorik und die darauf folgende Gewalt“ in Charlottesville. Der Präsident des jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, erklärte, er fühle sich „ entsetzt, abgestoßen und übel“, nachdem er die Geschehnisse von Charlottesville verfolgt habe.

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