CSU:Der kommende Aufstand

Parteichef Seehofer ist noch einmal davongekommen. Retten kann ihn aber nur ein gutes Ergebnis bei den Koalitionsver­handlungen.

Von Lisa Schnell

Vor der Wahl hatte Horst Seehofer seiner Partei die Erlaubnis gegeben, ihn zu köpfen, wenn die CSU eine Niederlage erleiden sollte. Jetzt hat die Partei verloren wie noch nie, aber Seehofer ist immer noch ihr Chef. Die Revolution wurde abgewendet, vorerst jedenfalls.

Das hat mehrere Gründe. In Berlin geht die CSU in fast unmögliche Koalitionsverhandlungen: Sie will die versprochene Obergrenze durchsetzen, gegen den Willen von Grünen, FDP und der Kanzlerin. Doch scheitert die CSU, hat sie ihr Ziel, die rechte Flanke für die Landtagswahlen 2018 zu schließen, verfehlt. Lässt sie eine Koalition platzen, wird sie als selbsternannter Anwalt der Bayern ihren Einfluss verlieren. Seehofer ist der Einzige mit genügend Erfahrung in Berlin, dem die Partei zutraut, einen Weg aus der eigentlich ausweglosen Situation zu finden. Personaldiskussionen würden seine Position schwächen. Hinzu kommt, dass sich viele gut an den letzten Putsch gegen Edmund Stoiber und das Debakel bei der Landtagswahl 2008 erinnern.

Deshalb rudern die, die gestern noch den Rücktritt des Parteichefs forderten, nun zurück. Selbst Seehofers schärfster Rivale Markus Söder hat akzeptiert, Personaldebatten erst auf dem Parteitag Mitte November zu führen. Die unangenehmen Verhandlungen in Berlin überlässt er lieber Seehofer. Kommt der dann nicht mit einem Erfolg zurück, wird er den folgenden Aufstand kaum überstehen.

© SZ vom 28.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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