CSU:Adventsfrieden

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Die Parteirivalen Horst Seehofer und Markus Söder reden ausnahmsweise mal miteinander, nicht übereinander. Am Ende spricht einer nur 18 Sekunden lang.

Von lisa schnell, München

Das letzte Mal war es ein Kinderpunsch, jetzt sind es Gebäck und Obst, die beim Frieden helfen sollen. Gereicht werden sie im großen Arbeitszimmer von CSU-Chef Horst Seehofer in der Parteizentrale. Dort, unter den Augen der Büste von CSU-Urvater Franz Josef Strauß, soll es ihn endlich geben: Frieden zwischen Seehofer und seinem Dauer-Rivalen Markus Söder.

Es hatte mal wieder gekracht. Auslöser war ein Interview von Söder. Er kritisierte diejenigen in der CSU, die sich offen für CDU-Chefin Angela Merkel aussprachen. Und das nach dem Versöhnungsparteitag von Seehofer. Der ließ seinen Ärger bei einer internen Sitzung raus. Söders Äußerungen hätten ihn "entsetzt", sagte er und spottete über den motivierten Finanzminister: "Wer jeden Tag einen Förderbescheid überreicht, ist noch lange kein Stratege." Manche in der CSU befürchteten schon, die Partei sei bald nicht mehr funktionsfähig. Deshalb jetzt also der Friedensgipfel.

Zwei Frauen sollen vermitteln. Landtagspräsidentin Barbara Stamm mit ihrer mütterlichen Art und Gerda Hasselfeldt. Sie prognostizierte ein "Gespräch, so wie man unter Freunden Gespräche führt". Die "Freunde" Seehofer und Söder reden so gut wie nie über ihr schwieriges Verhältnis. Vier Jahre ist das letzte offene Gespräch her, das erste Friedenstreffen. Es war nach der CSU-Weihnachtsfeier 2012, auf der Seehofer über Söder hergezogen war. Bei dem folgenden Versöhnungsgespräch soll Seehofer Söder erst einmal eine halbe Stunde den Kopf gewaschen haben, bis dann der Friede beim offiziellen Treffen auf dem Weihnachtsmarkt mit Kinderpunsch begossen wurde. Jetzt sagt Seehofer vor dem Gespräch, die Eintracht werde "hergestellt". Als Söder dann nach eineinhalb Stunden aus dem Aufzug kommt dauert sein Statement 18 Sekunden, die wohl kürzeste Aussage seiner Karriere: "Es war ein sehr gutes, sehr vernünftiges und sehr konstruktives Gespräch. Wir haben alle das gemeinsame Interesse, in ernsten Zeiten sehr erfolgreich zusammenzuarbeiten." Weitere Details? Nein.

"Worte, Worte, Worte", sagen die in der CSU, die nicht an den Frieden glauben wollen. Der Hauptkonflikt bleibt: Söder will Ministerpräsident werden, Seehofer die eigene Nachfolge bestimmen. Andere sind hoffnungsvoller. Kurz vor den Wahlen würden die zwei sich zusammen reißen. "Es muss klappen", sagt einer. Falls nicht, leide nur einer: die Partei.

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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