Angesichts zunehmender Coronavirus-Infektionen in Deutschland empfiehlt Gesundheitsminister Jens Spahn, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern vorerst abzusagen. Zurzeit geschehe dies aus seiner Sicht immer noch zu zaghaft. "Angesichts der dynamischen Entwicklung der letzten Tage sollte das schnell geändert werden", sagt er der Deutschen Presse-Agentur. Von solchen Absagen betroffen könnten unter anderem Bundesligaspiele, Messen und große Konzerte sein.
Inzwischen ist erstmals ein Deutscher nachweislich an dem neuartigen Coronavirus gestorben, es handelt sich nach Behördenangaben um einen 60-Jährigen, der vor einer Woche nach Ägypten gereist war.
Das Robert-Koch-Institut zählt bis Sonntagnachmittag insgesamt 902 Infektionen in Deutschland. Außer Sachsen-Anhalt sind alle Bundesländer betroffen. Die meisten Fälle gibt es in Nordrhein-Westfalen (398), gefolgt von Baden-Württemberg (182) und Bayern (172). Weltweit sind mehr als 100 000 Menschen infiziert.
Oberstes Ziel sei es, die Ausbreitung des neuartigen Virus zu verlangsamen, sagt Spahn. "Denn je langsamer sich das Virus verbreitet, desto besser kann unser Gesundheitssystem damit umgehen." Er sei sich bewusst, welche Folgen das für Bürgerinnen und Bürger oder Veranstalter habe: "Wir werden in den nächsten Tagen darüber sprechen, wie wir mit den wirtschaftlichen Folgen umgehen."
Spahn appellierte außerdem an die Bürger: "Wägen Sie ab, was Ihnen im eigenen Alltag so wichtig ist, dass Sie darauf in den nächsten zwei bis drei Monaten nicht verzichten wollen, sei es der Clubbesuch, die Geburtstagsfeier im familiären Kreis oder die Vereinssitzung." Mit dieser Vorsicht könnten vor allem ältere und chronisch kranke Mitbürger geschützt werden. Am Sonntagabend treffen sich die Spitzen von SPD und Union im Koalitionsausschuss, um unter anderem über die Ausbreitung des Virus zu beraten.
DFL will Treffen der Fußballclubs ansetzen
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat am Nachmittag bereits mit einem Statement reagiert. "Selbstverständlich werden sich die Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga mit den zuständigen Behörden an den jeweiligen Standorten wie bisher eng hinsichtlich des Ablaufs weiterer Spieltage abstimmen", teilt DFL-Geschäftsführer Christian Seifert mit. Gleichzeitig stünde es "außer Frage, dass die Saison wie vorgesehen bis Mitte Mai zu Ende gespielt werden muss, um Auf- und Absteiger sowie die Teilnehmer für die internationalen Wettbewerbe zu ermitteln". Das DFL-Präsidium werde sich kurzfristig erneut austauschen und zeitnah ein Treffen der Clubs ansetzen.
In Italien wird das Derby Juventus gegen Inter am Abend aus Sorge vor dem Coronavirus erstmals ohne Zuschauer ausgetragen. Italiens Sportminister Vincenzo Spadafore hatte sogar die sofortige Aussetzung aller Serie-A-Spiele gefordert, doch daran hält sich zunächst niemand.