Der nächste Ministerpräsident von Baden-Württemberg müsste Guido Wolf heißen, eigentlich. Bei Umfragen erreicht die CDU stets mehr als 40 Prozent, obwohl die Partei seit dem historischen Machtverlust vor drei Jahren über kein Gesicht mehr verfügt.
Und nun, nach dem Sieg im Mitgliederentscheid, hat der amtierende Landtagspräsident Wolf mehr als ein Jahr Zeit, sich bekannt zu machen. Legt die Partei mit Wolfs Gesicht noch einige Prozent zu, lässt sich nach der Wahl 2016 schwerlich eine Regierung gegen die CDU bilden. Und viele Anhänger würden sich bestätigt fühlen in ihrem Glauben, dieses Land sei ihnen gottgegeben.
Heimatdichter schlägt Vollprofi
Der Mitgliederentscheid wirft die CDU aber erst einmal auf sich selbst zurück. Gescheitert ist Thomas Strobl, der Landesvorsitzende, der Stellvertreter von Angela Merkel im Bund, ein Vollprofi und Protagonist einer modernen CDU. Wolf hingegen, bislang vor allem bekannt als launiger Heimatdichter, hat sein Handwerk in der Kommunalpolitik gelernt. Das erleichtert es ihm, die konservativere Seele der Partei zu erreichen. Nun muss er beweisen, dass er seinen Landesverband einen kann. Denn dieser Mitgliederentscheid schlägt tiefe Wunden.
Und ob er Menschen jenseits der eigenen Partei anspricht? Bislang profilierte er sich als schwarze Kopie des grünen Ministerpräsidenten Kretschmann, als konziliant und nah bei den Menschen. Viele Wähler könnten sich aber auch fragen: Warum nicht das Original behalten?