CDU im Umfragetief:Aufschrei der Althergebrachten

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Die miesen Umfragewerte von CDU und CSU locken die konservativen Merkel-Kritiker aus dem Sommerloch: Das sei keine kurzfristige Entwicklung, sondern ein "Trend", klagt der Mittelstands-Sprecher der Union, Josef Schlarmann. Auch ein Bayer schlägt Alarm.

Die Zahlen sind historisch schlecht: Im aktuellen "Deutschlandtrend" der ARD kommt die Union nur noch auf 31 Prozent, die FDP auf 5 Prozent. SPD und Grüne kommen gemeinsam auf 48 Prozent und hätten damit zum ersten Mal seit 2002 wieder eine Mehrheit, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre.

Der Mittelstands-Sprecher der Union, Josef Schlarmann, fordert ein konservatives Profil für seine Partei. Dann klappe es auch mit den Umfragewerten. (Foto: picture-alliance/ dpa)

Für den konservativen Flügel der Union ist das Anlass genug, den Kurs von Parteichefin und Bundeskanzlerin Angela Merkel in Frage zu stellen: Zu wenig Althergebrachtes, zu wenig Bürgerliches, zu viel Sozialdemokratisches, so lauten die Vorwürfe.

Für den passionierten Merkel-Kritiker und Vorsitzenden der CDU/CSU-Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung, Josef Schlarmann, ist das schlechte Umfrageergebnis kein "kurzfristiger Stimmungsumschwung", sondern "ein Trend".

"Maßlos enttäuscht"

Im Interview mit dem Südwestdeutschen Rundfunk (SWR) kritisierte Schlarmann, die schwarz-gelbe Regierung habe aus seiner Sicht einen Kurswechsel vollzogen: "Das, was im Koalitionsvertrag vereinbart worden ist, ist in vielen wesentlichen Punkten, die gerade die Wirtschaftspolitik betreffen, inzwischen wieder außer Kraft gesetzt." Vor allem die, die bei der Bundestagswahl die FDP gewählt hätten, seien "maßlos enttäuscht von dem ersten Jahr des Regierungshandelns".

Einen Rundumschlag wagt der frühere CSU-Generalsekretär und heutige bayerische Landtagsabgeordnete Thomas Goppel, der gleich das gesamte Programm der Union unter Beschuss nimmt und ihr politische Beliebigkeit vorwirft: "Die Union ist genauso diffus in ihrem Erscheinungsbild wie die anderen politischen Kräfte. Sie ist nicht mehr da, um Grundsätze so zu formulieren, dass sie für alle gültig sind", sagte Goppel dem Kölner Stadt-Anzeiger.

Goppel will ein Leuchtturm sein

Wie Schlarmann fordert er ein konservativeres Programm: "Wenn man von konservativ redet, dann zündet man einen Leuchtturm an auf einem Meer der Unwägbarkeiten. Da hat auch die CSU zusätzlichen Handlungsbedarf."

Goppel kritisierte besonders, dass die Union in der Familienpolitik "seit Jahren" nur noch die Interessen spezieller Gruppen wie Alleinerziehende oder Patchwork-Familien im Auge habe. "Über Familien mit zwei Kindern redet niemand mehr." Auch die Bildungspolitik sei falsch: Hier stehe zu wenig die Frage im Mittelpunkt, wie man unterschiedliche Begabungen fördern könnte.

Die Wehrpflicht möchte der CSU-Politiker in eine Bürgerpflicht für Männer und Frauen weiterentwickelt sehen: "Wer die Wehrpflicht wahrnimmt, riskiert Leib und Leben und hat mehr getan als der andere." Dafür müsse es dann eine Gegenleistung geben - etwa durch Hilfe beim Studium.

© sueddeutsche.de/dpa/ddp-bay/mikö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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