CDU-Außenpolitiker Lamers:"Insofern hat Helmut Kohl recht"

Erst Dagegensein, dann Zurückweichen, zum Schluss doch Zustimmung - CDU-Außenpolitiker Karl Lamers unterstützt die Kritik von Altkanzler Kohl am Kurs seiner Partei. Er fordert ein Ende der Europa-Skepsis - und von Kanzlerin Merkel eine klare Strategie. Die Regierung habe die Debatte zu lange "drittklassigen Figuren" überlassen.

Der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete und Außenpolitikexperte Karl Lamers hat Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgerufen, entschlossen einen proeuropäischen Kurs einzuschlagen. "Merkel muss mit Verve für Europa kämpfen", sagte Lamers der Süddeutschen Zeitung.

Kritik auf Altkanzler Kohls Linie: CDU-Außenpolitiker Karl Lamers fordert Kanzlerin Angela Merkel auf, klar für Europa Position zu beziehen. (Foto: dpa)

Der einst enge Mitstreiter von Wolfgang Schäuble kritisierte, dass das Handeln der Bundesregierung bislang geprägt gewesen sei von zu viel Taktik ohne erkennbare Strategie. "So überließ sie zweit- und drittrangigen Figuren, den Dogmatikern der reinen wirtschaftspolitischen Lehre und dem Boulevard, zu viel Raum."

Lamers äußerte sich in diesem Zusammenhang auch zur Kritik von Altkanzler Helmut Kohl an der Haltung der Regierung in der Eurokrise. Erst Dagegensein, dann Zurückweichen, schließlich doch Mitmachen - da seien weder ein Kompass und Überzeugungen zu erkennen gewesen. "Insofern hat Helmut Kohl recht", sagte Lamers. Umso wichtiger sei es, dass Merkel und ihre Regierung nun klar Stellung bezögen.

"Die Lösung der Probleme wird nicht einfach, aber sie ist nur möglich, wenn erkennbar wird, wie ernst es ihr und ihrer Regierung ist, die Errungenschaften Europas nicht aufs Spiel zu setzen, sondern in eine gute Zukunft zu führen." Dazu, so der 75-Jährige, "brauchen wir mehr Europa, nicht weniger".

Der Außenpolitiker verwies mahnend auf die Erfolge rechtspopulistischer Parteien in anderen EU-Staaten, die gespeist seien von der allgemeinen Angst vor Globalisierung und Entgrenzung. "Deshalb müssen wir erklären, dass Europa die Antwort der Europäer auf die Globalisierung ist, um als Gemeinschaft der Nationen politische Handlungsmacht nach innen und nach außen zurückzugewinnen."

Das vollständige Interview lesen Sie am heutigen Montag in der Süddeutschen Zeitung.

© sueddeutsche.de/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: