Flatgate ist das Thema in Cannes. Das ist kein Film, sondern eine Debatte darüber, dass am Sonntag bei einer Galavorstellung Frauen abgewiesen worden sein sollen, weil sie keine hohen Absätze trugen. Die Festivalmacher haben in den vergangenen Jahren Kritik einstecken müssen, sie seien frauenfeindlich - weil es nur wenige Filme von Regisseurinnen im Wettbewerb gab. Als es vor drei Jahren gar kein Film einer Frau schaffte, hagelte es Proteste. In diesem Jahr gibt man sich nun aufgeschlossen, mit einem von einer Frau gedrehten Eröffnungsfilm. Da ist "Flatgate" besonders peinlich.
Nun kann man auch als Feministin Stilettos mögen. Wenn eine Vorschrift jedoch Teil einer Kleiderordnung ist, ist es egal, ob sie High Heels oder Verschleierung verlangt: Bevormundung bleibt Bevormundung.
Die Filmbranche hat in Sachen Gleichberechtigung noch einiges nachzuholen, und es gibt da größere Probleme als Schuhe: Regisseurinnen arbeiten mit kleineren Budgets für weniger Geld, Schauspielerinnen dürfen nicht altern, selbst große Stars bekommen geringere Gagen als unbekanntere männliche Kollegen. Diese Woche führt der Film einer Regisseurin, "Pitch Perfect 2" von Elizabeth Banks, die Kinocharts in den USA an. Dass so etwas immer noch selten ist, ist im Jahr 2015 ungeheuerlich. Das "Flatgate" von Cannes mag lächerlich wirken - es ist aber ein Symptom ungleicher Behandlung.