Burschenschaften:Harmlos oder verharmlost?

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Nach Auffassung der Linken ist die Deutsche Burschenschaft auf "einen harten rechtsextremen Kern zusammengeschrumpft". Die Bundesregierung widerspricht und muss sich den Vorwurf gefallen lassen, das Problem zu unterschätzen.

Von Tanjev Schultz

Die Bundesregierung sieht nur "vereinzelt" Kontakte zwischen Burschenschaften und Rechtsextremisten. Das ergibt sich aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der Linken. Es gebe keine hinreichenden Anhaltspunkte dafür, dass sich die Deutsche Burschenschaft gegen die demokratische Grundordnung richte. Die Linken werfen der Regierung vor, den Extremismus der Burschen zu unterschätzen. Die Linken-Politikerin Ulla Jelpke spricht von "Verharmlosung der Neonazis in Nadelstreifen".

Burschenschaften
:Fackeln im Sturm

"Ariernachweis" für Mitglieder, Dietrich Bonhoeffer ein "Landesverräter": Weil der Dachverband Deutsche Burschenschaft politisch immer radikaler wird, darf er nicht mehr auf die Wartburg. Es ist nicht der einzige Ort, der den Burschenschaftern künftig verschlossen bleibt.

Von Jan Bielicki

In den vergangenen Jahren hatten mehrere Bünde den Dachverband "Deutsche Burschenschaft" verlassen, um sich von rechtsradikalen Tendenzen zu distanzieren. So war darüber diskutiert worden, welcher Abstammung Burschen sein durften. Die Debatte über eine Art "Ariernachweis" schockierte liberale und konservative Mitglieder.

Am vergangenen Wochenende protestierten ein paar Hundert Menschen gegen den diesjährigen Burschentag in Eisenach. Nach Auffassung der Linken ist die Deutsche Burschenschaft auf "einen harten rechtsextremen Kern zusammengeschrumpft". Vertreter der Organisation weisen das zurück. Die Austrittswelle bereitet ihnen mittlerweile finanzielle Sorgen. Die Lage sei ernst, man stehe am Rande der Existenz, hieß es vor dem Burschentag.

Rechtsextremismus
:Danubia zieht die Notbremse

Die Danubia hat einen Journalisten eingeladen, den die Behörden als rechtsextrem einstufen. Nach einer SZ-Anfrage gibt sich die Münchner Burschenschaft unwissend - und lädt den Redner wieder aus.

Von Sebastian Krass

Wegen seiner Mitgliedschaft in einer Bonner Burschenschaft ist jetzt der Präsident des sächsischen Landesamts für Verfassungsschutz, Gordian Meyer-Plath, in die Kritik geraten. Wie die taz berichtet, gehört Meyer-Plath seit seiner Studienzeit der Bonner Burschenschaft Marchia an. Er bestätigte das. Er sei dort noch immer als "Alter Herr" aktiv, dies sei jedoch seine Privatsache. Der Grünen-Politiker Miro Jennerjahn befürchtet dagegen, der Verfassungsschutz könnte "Beißhemmungen" haben, wenn es um Rechtsextremisten an den Unis gehe. Meyer-Plaths Burschenschaft gilt als gemäßigt. Ende 2011 trat sie aus der Deutschen Burschenschaft aus.

Der Dachverband sei "nicht reformierbar ", erklärte die Marchia. Führende Mitglieder der Deutschen Burschenschaft würden Standpunkte vertreten, die mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung unvereinbar seien.

© SZ vom 17.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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