Bundesweite Proteste gegen Atommüll:Zorn auf die Kanzlerin, Zorn auf die Konzerne

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Von Gorleben bis Landshut: Kurz vor dem nächsten Castor-Transport demonstrieren in ganz Deutschland Tausende gegen Atomkraft.

Es ist ein Vorgeschmack auf einen heißen Spätherbst, den die Atomkraftgegner der Bundesregierung und den Energiekonzernen versprechen: In ganz Deutschland sind am Samstag Menschen gegen geplante Atommülltransporte auf die Straße gegangen. Bundesweit kamen nach Angaben der Organisatoren etwa 20.000 Menschen zu den Aktionen an 120 Orten entlang der Castor-Strecken nach Ahaus, Gorleben und Lubmin zusammen.

Zorn auf die Kanzlerin: Atomkraftgegner demonstrieren vor dem AKW Biblis gegen Atommülltransporte. Es war eines der harmloseren Plakate. (Foto: dpa)

Auch in Nordrhein-Westfalen gingen mehrere hundert Demonstranten auf die Straße. Ziel sei es gewesen, den politischen Druck auf die Bundesregierung zu erhöhen. Die große Beteiligung gilt auch als Zeichen für den 6. November: Dann wird in Gorleben der zwölfte Castor-Transport in das dortige Zwischenlager erwartet.

Mehr als ein Dutzend kleinere Demos gab es allein in NRW: Entlang der Bahnstrecke von Jülich nach Ahaus fanden den ganzen Tag über Aktionen statt. In Duisburg spielte eine Gruppe in der Innenstadt symbolisch einen Atommülltransport nach. Die Demonstranten malten Bahngleise auf den Boden und stellten einen Zug dar, der von Protesten gestoppt wird. Auf dem Essener Hauptbahnhof stellten sich derweil Aktivisten auf Bahnsteige und sagten mit Megaphonen den "Atommüllexpress der Bundesregierung" als einfahrenden Zug an. Vor dem Zwischenlager in Ahaus versammelten sich nach Veranstalterangaben knapp 200 Aktivisten.

Die Proteste richteten sich gegen jegliche Verschiebung von Atommüll, sagte ein Sprecher in Ahaus. Radioaktives Material solle weder aus Jülich oder Duisburg nach Ahaus gebracht werden, noch solle der in Ahaus lagernde Müll nach Russland verschifft werden. Zunächst müsse ein geeignetes Endlager gefunden werden.

Die meisten Demonstrationen gab es wie erwartet in Niedersachsen. Auf einer der bundesweit größten Veranstaltungen beteiligten sich in Hannover nach Polizeiangaben rund 1500 Menschen. Sie zogen mit Trillerpfeifen und Trommeln unter dem Motto "Es reicht! Atomkraft Schluss jetzt" durch die Innenstadt. "Angela Merkel muss sich von ihren radikalen Atomplänen verabschieden", hieß es in einer Mitteilung der Anti-Atom-Organisation "ausgestrahlt". "Denn wir akzeptieren es nicht, dass wir alle ein höheres Risiko tragen sollen, damit die Gewinne von vier Stromkonzernen weitersprudeln."

Doch nicht nur an der Castor-Strecke im Norden und Westen der Republik wurde gegen Atomkraft demonstriert: Rund 300 Atomkraftgegner protestierten im bayerischen Landshut gegen eine Laufzeitverlängerung für den Atommeiler Isar 1.

Etwa 500 Menschen beteiligten sich im südhessischen Biblis. In Berlin gingen rund 200 Atomkraft-Gegner auf die Straße. Unter dem Motto "Wir bringen Euch den Müll vorbei" rollten etwa 30 Atomgegner im pommerschen Greifswald Metallfässer mit dem Radioaktivitäts-Warnschild vom Bahnhof durch die Stadt. In Rostock starteten Atomkraftgegner zu einer Fahrrad-Demo entlang der Castor-Transportstrecke.

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