Bundeswehr in Afghanistan:Jung: "Wer uns angreift, wird bekämpft"

Lesezeit: 2 min

Nach dem Tod dreier deutscher Soldaten in Afghanistan kündigt Verteidigungsminister Franz Josef Jung Gegenwehr an - will aber weiter nicht allein auf militärische Mittel setzen.

Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung hat nach dem Tod von drei Bundeswehrsoldaten in Afghanistan militärische Gegenwehr angekündigt. "Wer uns angreift, der wird auch bekämpft, und die Bundeswehr hat dafür die notwendigen Antworten", sagte Jung am Mittwochmorgen in der ARD.

"Wir sind dort keine Besatzer": Verteidigungsminister Franz Josef Jung setzt beim Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan weiterhin nicht allein auf militärische Mittel. (Foto: Foto: ddp)

Jung erklärte, vor allem in der Umgebung der nordafghanischen Stadt Kundus sei die Lage kritisch. Die Zunahme der Angriffe stehe offenbar in Zusammenhang mit der afghanischen Präsidentschaftswahl am 20. August, richte sich aber auch an die Öffentlichkeit in Deutschland. Jung wandte sich dagegen, von einem Krieg zu sprechen und sagte, neben der Herstellung militärischer Sicherheit seien Wiederaufbau und Entwicklung zentrale Ziele des Einsatzes.

"Wir sind dort keine Besatzer", sagte Jung bereits am Dienstagabend im ZDF. Leider gebe es "Situationen, wo unsere Soldaten auch kämpfen müssen." Die Soldaten müssten laut Jung vier wichtige Funktionen erfüllen in diesem Einsatz: "Kämpfen, schützen, helfen und vermitteln". So könne ein langfristiger Stabilisierungsbeitrag für Afghanistan erreicht werden. Dies diene letztlich auch der Sicherheit in Deutschland, weil man dort terroristische Aktivitäten zurückdrängen könne.

"Ein Zeichen menschlicher Zuwendung"

Der Wehrbeauftragte Reinhold Robbe wandte sich gegen einen Sparkurs bei der Ausrüstung der Soldaten. Dies wäre "absolut fahrlässig", sagte Robbe der Bild-Zeitung. "Denn wir sehen ganz deutlich: Die Taliban haben massiv aufgerüstet." Der Wehrbeauftragte kritisierte zudem, dass in der Öffentlichkeit "noch immer verdrängt" wird, dass die Bundeswehr am Hindukusch Krieg führe. "Ich frage mich: Wo bleibt das klare Wort der Kirchen, der Gewerkschaften, der Wirtschaft." Ein klares Bekenntnis wäre "ein Zeichen menschlicher Zuwendung".

Robbe sprach sich trotz des erneuten Angriffs für die Weiterführung des Einsatzes aus. "Wir müssen den Menschen sagen, warum dieser Einsatz, warum diese Feuergefechte, notwendig sind. Jetzt abzuziehen würde bedeuten: Alles war umsonst."

Drei Bundeswehrsoldaten waren am Dienstag in Nord-Afghanistan bei einem Feuergefecht mit Aufständischen in ihrem Panzer ums Leben gekommen. Eine Patrouille wurde nahe der Stadt Kundus von Terroristen angegriffen. Beim Rückwärtsfahren kam dabei ein Bundeswehr-Transportpanzer Fuchs von der Fahrbahn ab und überschlug sich. Drei Soldaten starben, weitere drei Männer wurden mit akuten Belastungsstörungen ins Lager Kundus gebracht, berichtete die Bundeswehr.

Bei den drei gefallenen Soldaten handelt es sich um Männer im Alter zwischen 21 und 23 Jahren aus den Standorten Bad Salzungen (Thüringen) und Zweibrücken (Rheinland-Pfalz). Nach Informationen von Focus online hatten die Soldaten ihren Dienst in Afghanistan erst vor kurzem angetreten.

Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler (SPD), wies Überlegungen für eine veränderte Afghanistan-Strategie zurück. "Über grundlegende strategische Änderungen sollte man keineswegs ad hoc entscheiden", sagte Erler der Neuen Presse. "Der Einsatz ist richtig. Und wir sind mit den Amerikanern in engem Dialog, wie er noch wirksamer werden kann", fügte der Staatsminister hinzu. Dagegen forderte Grünen-Fraktionsvize Hans-Christian Ströbele eine Abzugsstrategie.

Deutschland ist nach Nato-Angaben mit derzeit gut 3600 Soldaten der drittgrößte Truppensteller nach den USA (knapp 30.000) und Großbritannien (8300). Mit dem jüngsten Vorfall in der nordafghanischen Region Kundus sind beim Einsatz am Hindukusch bislang 35 deutsche Soldaten ums Leben gekommen. Nach Militärangaben aus Kabul kamen im vergangenen Jahr mindestens 270 ausländische Soldaten ums Leben.

© dpa/AP/af/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: