Bundeswehr:Ein Gewehr. Es schießt!

Die Streitkräfte bekommen ihre Beschaffung nicht in den Griff.

Von Joachim Käppner

Unter Kritikern von Franz Josef Strauß war der sarkastische Witz beliebt, mit der Bemerkung in den Himmel zu zeigen: "Ein Starfighter. Er fliegt!" Strauß hatte als Verteidigungsminister die Beschaffung des unseligen Kampfjets aus den USA zu verantworten, fast 300 Maschinen der Luftwaffe stürzten ab. Übertragen auf die heutige Bundeswehr könnte man also sagen: Ein Hubschrauber der Marine. Er hebt ab! Oder: Ein Gewehr. Es schießt!

Das G36, Standardgewehr der Streitkräfte, hat, wie nun bestätigt wird, erhebliche Qualitätsprobleme. Für Soldaten im Einsatz kann das lebensgefährlich sein. Erst nach und nach eröffnet sich Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen das Ausmaß der Materialprobleme bei der Bundeswehr. Dasselbe hat man schon von Thomas de Maizière gesagt und von Karl-Theodor zu Guttenberg, ihren Vorgängern. Die Dauerbaustelle Bundeswehr hat stellenweise zu einem Schadensbericht geführt, den man nicht simpel dem jeweiligen Amtsinhaber anlasten kann, gerade bei der Beschaffung gibt es massive Strukturprobleme.

Was dem Ministerium, und zwar vor von der Leyens Zeit, aber anzulasten wäre, ist der Umgang mit der schon länger dauernden Kritik an den Mängeln des Gewehrs. Man wollte recht wenig davon wissen. Hieß es nicht immer: Für den Schutz der Soldaten wird alles Nötige unternommen? Jetzt ist der Schaden umso größer.

© SZ vom 31.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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