Bundeswehr:Bestürzende Indizien

Traditionen der Wehrmacht haben in der Armee nichts mehr verloren.

Von Joachim Käppner

Natürlich ist die Bundeswehr, wie hohe Offiziere jetzt beteuern, keine Brutstätte des Rechtsradikalismus und kein Nazinest. Aber das behauptet auch niemand, der ernst zu nehmen wäre. Offenbar jedoch haben die Fahnder, als sie eine mutmaßliche Terrorzelle aushoben, ein solches Nest in der Bundeswehr gefunden. Ein übler Fall. Warum hat die Kontrolle versagt? Galt rechte Gesinnung im Umfeld als ganz normal? Antworten über Schuld und Mitschuld lassen sich wohl erst geben, wenn das verdächtige Trio vor Gericht stehen wird.

Doch die Indizien sehen nicht gut aus für die Bundeswehr. Dass ein Festgenommener bereits in der Masterarbeit ohne Konsequenzen völkisches Zeug geschrieben haben soll, dass weitere Warnzeichen ignoriert wurden, dass sogar größere Mengen Munition unbemerkt verschwanden, dass erst Österreichs Polizei der Sache auf die Spur kam und nicht die Bundeswehr selbst - das alles ist bestürzend.

Mittelbar damit verknüpft sind Wehrmachtsdevotionalien, die noch immer in manchen Kasernen ausgestellt sind wie offener Hohn gegenüber dem Anspruch der Streitkräfte, Teil eines demokratischen Staatswesens zu sein. Es ist richtig und nötig, solche Traditionslinien zur Armee des Vernichtungskrieges endgültig zu kappen, wie es nun geschehen soll, 62 Jahre nach Gründung der Bundeswehr - 62 Jahre zu spät. Wer das nicht begreift, hat in der Bundeswehr nichts zu suchen.

© SZ vom 10.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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