Bundestagswahl:Auffallen first

Die SPD hat allen ihren 299 Wahlkreis-Kandidaten einen Fototermin spendiert. Matthias Ilgen hatte eine eigene Idee - die jedoch nicht alle für treffend halten.

Von Detlef Esslinger

Fünf Monate ist es her, da hatte Matthias Ilgen aus Husum im Willy-Brandt-Haus in Berlin zu tun, eine Dreiviertelstunde nahm die Sache ihn in Beschlag. Die SPD hatte allen ihrer 299 Wahlkreis-Kandidaten einen Fototermin spendiert; Ilgen kam, ließ sich ein bisschen pudern, ließ sich fotografieren, und dann ging er wieder, wie seine Kollegen auch. Seine Partei durfte also annehmen, auch für den Wahlkreis 2 (Nordfriesland - Dithmarschen Nord) sei alles gerichtet, zumindest was die Plakate betrifft.

Nun aber ist klar, dass es in der SPD auch nicht anders zugeht als in jeder Familie und in jedem Betrieb: Immer gibt es einen, der meint, dass er alles am allerbesten kann. Matthias Ilgen, Jahrgang 1983, hat eine Axt, seine Dichtkunst sowie einen eigenen Fotografen genommen. Den Husumer Nachrichten legte er zur Begründung dar, im Wahlkampf dürfe man "satirisch zuspitzen", aber auch "ganz ernsthaft" klar machen, dass man sich distanziere von dem, was Trump mache. Er fügte an: "Bei der Konkurrenz schläft man ja ein, wenn man sich die Plakate anguckt."

Bevor Matthias Ilgen vor vier Jahren das erste Mal in den Bundestag kam, war er Wrestler; Fachkraft also in einem Gewerbe, in dem Schlagen wichtiger als Treffen ist. In seinem Wahlkreis steht er vor der Aufgabe, fast 18 Prozentpunkte aufholen zu müssen; vor vier Jahren kam er nur auf 32,1 Prozent, der CDU-Kandidat hingegen auf 49,8. Aber er konzentriert sich auf den Baum und den Trump.

© SZ vom 16.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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