Bundespräsident:Wie Gaucks Bürgerfest finanziert werden soll

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Bundespräsident Gauck verzichtet für sein Bürgerfest auf Finanzsponsoren. Seine Helfer kratzen 500.000 Euro aus dem aktuellen Etat zusammen - und haben noch eine andere Idee, Kosten zu senken.

Oliver Das Gupta

Seit ein paar Monaten ist Joachim Gauck deutsches Staatsoberhaupt. Und eins ist schon klar: Vieles macht dieser Präsident anders als seine Vorgänger. Gauck spricht freier, emotionaler - und irritiert auch schon mal die Berufspolitiker mit unkonventionellen Aussagen.

Bundespräsident Joachim Gauck am Haupteingang zu Schloss Bellevue (Foto: dpa)

Da passte die Nachricht gut ins Bild, die die Financial Times Deutschland vermeldete: Bei dem für September geplanten Bürgerfest in Schloss Bellevue werde es keine Finanzsponsoren geben. Ein Bruch mit der bisherigen Praxis, schließlich hatte in den Jahren 2009 und 2010 das Präsidialamt für das Sommerfest noch mehr als drei Millionen Euro von Sponsoren eingeworben. Stellt der Präsident mit seiner Entscheidung die bisherige Praxis des Polit-Sponsorings infrage, das unter Gaucks Amtsvorgänger Christian Wulff eine besondere Note erhalten hatte?

"Gauck beendet Berliner Feierkultur", titelte die FTD. Dieser Deutung schließen sich andere Medien an - aber nicht das Bundespräsidialamt. Dort wird ein anderer einleuchtender Grund genannt für die Veränderungen in der Sponsoren-Causa: der Präsidentenwechsel im März. Gauck kam neu (und unvorhergesehen) nach Bellevue - wollte schlichtweg ein anderes Fest.

Eine solche Großveranstaltung werde viele Monate im Voraus geplant, sagte ein Sprecher des Präsidialamts zu Süddeutsche.de. "Das Fest wird so finanziert, weil es anders nicht mehr zeitgerecht zu organisieren war." Von einem politischen Statement gegen das Sponsoring kann also nicht die Rede sein.

Keine zusätzlichen Gelder für Fest

Gauck hatte bereits im April bekanntgegeben, das traditionelle Sommerfest im Park seines Berliner Amtssitzes mit mehr als 5000 geladenen Gästen ausfallen zu lassen. Bislang waren dort Politiker, Wirtschaftsgrößen und Journalisten unter sich - interessant für Sponsoren.

Gauck will allerdings in diesem Jahr eine Veranstaltung mit dem eindeutigen Charakter eines Bürgerfestes, hieß es bereits im April. Die Bürger sollten mit ihm ins Gespräch kommen können. So ist es für den 8. September geplant.

Entschieden widerspricht das Amt dem aktuellen FTD-Bericht in einem wichtigen Punkt: Die Zeitung hatte geschrieben, das Amt müsse für die Finanzierung des Festes einen neuen Haushaltsposten über 500.000 Euro schaffen. Für eine solche Aufstockung des Etats hätte wohl sogar das Plazet des Bundestages eingeholt werden müssen.

Doch soweit kommt es nicht. Es sind offenbar keine zusätzlichen Mittel nötig. "Das Bürgerfest wird aus dem bestehenden Etat 2012 finanziert", sagte der Präsidialamtssprecher zu SZ.de und widersprach damit der FTD. Details will das Amt allerdings nicht preisgeben, man befinde sich derzeit "noch in der Planungsphase".

Zukunft noch nicht sicher

Klar ist aber: In Bellevue setzt man einerseits darauf, Geld an anderer Stelle zu sparen, das dann für das Fest verwenden werden kann. Außerdem hoffen der Präsident und seine Mitarbeiter auf das freiwillige Engagement der Beteiligten. Viele der Angestellten des Präsidialamtes, die beim Bürgerfest arbeiten, werden dies wohl ehrenamtlich tun. Ein weiterer Kostenfaktor sind die Gagen für die Künstler, die in Bellevue auftreten sollen. Wie Süddeutsche.de erfuhr, könnten diese auf Bezahlung verzichten.

Im Präsidialamt heißt es, einzelne Sachsponsoren werde es beim Bürgerfest geben. Etwa solche, die ihren eigenen Kaffee ausschenken. Dass das Modell Finanz-Sponsoring bei Festen des Präsidenten für die Zukunft ausgesorgt hat, ist jedenfalls noch lange nicht sicher. "Dies ist die Entscheidung für 2012", sagte ein Sprecher Gaucks und setzte hinzu. "Wir wollen erstmal abwarten, wie das Fest verläuft."

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