Islamistische Anschläge:Lange Haftstrafen für mehrere Männer im Brüsseler Terrorprozess

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Polizisten stehen während des Prozesses in Brüssel hinter den Angeklagten. (Foto: Dirk Waem/AFP)

Bei den Anschlägen in der belgischen Hauptstadt wurden 2016 Dutzende Menschen getötet und Hunderte verletzt.

Im Prozess um die islamistischen Anschläge 2016 in Brüssel mit Dutzenden Toten und Hunderten Verletzten sind mehrere Männer zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Das verkündete ein Geschworenengericht in der belgischen Hauptstadt, wie die Nachrichtenagentur Belga berichtet. Die Urteile gegen sechs Angeklagte ergingen demnach wegen terroristischen Mordes und versuchten Mordes. Es seien Haftstrafen zwischen 20 Jahren und lebenslänglich verhängt worden.

Im Juli hatte eine Jury mehrere Angeklagte schuldig gesprochen, nun ging es um das genaue Strafmaß. Die Geschworenenjury entschied Belga zufolge auch, die Angeklagten für vier weitere Todesopfer zur Rechenschaft zu ziehen, die nach den Anschlägen gestorben waren - etwa nach langer Krankheit oder durch Suizid.

Bei den Terroranschlägen am 22. März 2016 auf den Flughafen Zaventem und eine Metrostation in der belgischen Hauptstadt starben 32 Menschen, 340 wurden verletzt. Das öffentliche Interesse an dem Verfahren mit mehr als 900 Nebenklägerinnen und -klägern war riesig. Deshalb wurde der Prozess in umgebauten Räumlichkeiten des früheren Nato-Hauptquartiers im Nordosten Brüssels geführt.

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Vor den Anschlägen in Belgien hatten Extremisten bei einer Anschlagsserie am 13. November 2015 in Paris 130 Menschen getötet und 350 weitere verletzt. Die Anschläge in Paris und Brüssel wurden wohl von derselben Terrorzelle eingefädelt, daher standen von den in Paris Verurteilten auch sechs in Brüssel vor Gericht - unter anderem der Hauptangeklagte im Pariser Prozess, Salah Abdeslam.

Anders als bei der Entscheidung über Schuld und Unschuld im Juli entschieden nun nicht die zwölf Geschworenen alleine, sondern gemeinsam mit dem Gericht. Seit Montag waren die Jury sowie die Vorsitzende des Gerichts und ihre beiden beisitzenden Richter für die Beratungen an einem unbekannten Ort untergebracht und von der Außenwelt abgeschottet.

Insgesamt waren wegen der Anschläge in Brüssel zehn Männer angeklagt. Abdeslam erhielt keine zusätzliche Haftstrafe, da er bereits für eine andere Tat in Belgien zu 20 Jahren Haft verurteilt worden war. Und ein anderer fehlte im Juli vor Gericht: Es wird davon ausgegangen, dass er mittlerweile wohl in Syrien gestorben ist.

© SZ/dpa/saul/infu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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