Brexit:Letzte Runde

Der Druck wächst, die britische Regierung sitzt in der Klemme.

Von Stefan Kornelius

Verhandlungen folgen in der Regel einem gewissen Muster, besonders in Europa. Dort folgen sie vor allem auch dem Terminkalender, woraus sich der Rest schon ergibt. Nirgendwo ist das besser zu beobachten als bei den Brexit-Gesprächen. Nirgendwo ist es aber auch so unberechenbar.

Vor vier Wochen noch glaubte die britische Regierung, der EU-Brexitverhandler Michel Barnier sei ihr Freund, weil der im ersten Überschwang nach Theresa Mays Florenz-Rede allzu großes Wohlwollen signalisiert hatte. Es waren Berlin und Paris, die den Kommissar an die verabredete Taktik erinnern mussten: Niemals, niemals sollte London in den Genuss kommen, Dynamik und Inhalt der Verhandlungen bestimmen zu können. Denn dann würde der Rest der EU vorgeführt von den Europa-Narren der Tories und ihrer adoptierten Premierministerin.

So wird die EU ihren wichtigsten Trumpf nicht aus der Hand geben: Gespräche über die künftigen Beziehungen wird es erst geben, wenn die Altlasten (Geld, Status der EU-Bürger, Nordirland) zufriedenstellend gelöst sind. Beim Thema Geld kann May (noch) nicht liefern, bei Nordirland auch nicht. Also drehen sich die Verhandlungen im Kreis. Der Druck auf die britische Regierung steigt, zumal jetzt Ultimaten eingebaut werden. Schön ist das alles nicht, aber es wird enden, wie so häufig in der EU: Last-Minute-Gespräche, Sondergipfel, Nachtsitzung. Oder es geht schief.

© SZ vom 11.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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