Brasilien:Unter Freunden

Bolsonaro zeigt, wie sehr er die Demokratie verachtet.

Von Benedikt Peters

Nein, es brauchte eigentlich keinen Beweis mehr dafür, dass Jair Bolsonaro ein Demokratieverächter ist. Er äußert sich immer wieder rassistisch, frauenfeindlich und homophob. Außerdem ist er ein glühender Fan der Militärdiktatur, die das größte Land Südamerikas noch immer nicht aufgearbeitet hat. Die Brasilianer wählten ihn vor eineinhalb Jahren trotzdem ins höchste Staatsamt, weil sie die Korruption und die Misswirtschaft rechter wie linker Vorgänger leid waren. Gerade jetzt zeigt sich in mehrfacher Hinsicht, wie verheerend das war.

Unter Bolsonaro ist in Brasilien nichts besser geworden. Er hat den Umweltschutz abgewrackt und Minderheitenrechte beschnitten. Das Coronavirus bezeichnete er lange Zeit als "Grippchen". 63 000 Infizierte gibt es in Brasilien schon, und die Pandemie steht dort erst am Anfang. Nun offenbart Bolsonaro eine gefährliche Neigung, die ihn mit anderen Demokratieverächtern auf der Welt verbindet: Er verfährt mit dem Staat wie mit einem Familienunternehmen.

Der Polizeichef, der es gewagt hatte, Ermittlungen gegen Jair Bolsonaros Söhne und Vertraute anzustrengen, wurde gefeuert, der Justizminister ging aus Protest. Nun lässt Bolsonaro die Posten mit engen Freunden der Familie besetzen. Die Brasilianer sollten sich das nicht mehr bieten lassen.

© SZ vom 28.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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