Boris Johnson:Mindestens über Nacht

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Wegen Fieber und Husten wird der an Covid-19 erkrankte britische Premierminister am Sonntagabend ins Krankenhaus eingeliefert.

Von Cathrin Kahlweit, London

Boris Johnson, der britische Premierminister, ist am Sonntagabend in ein Londoner Krankenhaus eingeliefert worden. Johnson hatte sich vor zehn Tagen wegen einer Infektion mit dem Corona-Virus aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und in einer Wohnung in der Downing Street selbst isoliert. Eigentlich hatte er sich nach sieben Tagen wieder selbst aus der häuslichen Quarantäne entlassen wollen, obwohl grundsätzlich vierzehn Tage angeraten werden.

Offenbar geht es ihm aber nach wie vor schlecht und er hat weiterhin Fieber. Auf einem Video, das Johnson vergangene Woche selbst aufgenommen hatte, um von seiner Krankheit zu berichten und gleichzeitig die Bürger aufzufordern, daheim zu bleiben, hatte er fleckig und mitgenommen ausgesehen. Am Donnerstag hatte er sich am Abend kurz vor der Downing Street gezeigt, um am landesweiten Applaus für Mitarbeiter des Gesundheitswesens teilzunehmen, hatte sich aber danach umgehend in seine Wohnung zurückgezogen. Auch die Freundin von Johnson, Carrie Symonds, die mit dem ersten Kind des Paares schwanger ist, hat sich mit dem Virus infiziert; sie gab das am Wochenende in den sozialen Medien bekannt. Sie habe aber, sagte sie, nur milde Symptome.

Johnson soll sich auf Anraten seiner Ärzte für Untersuchungen ins Krankenhaus begeben haben; dies sei "vorsorglich" geschehen. Er soll aber nach wie vor starke Krankheitssymptome wie Fieber und Husten aufweisen. Johnson soll mindestens über Nacht in der Klinik bleiben. Er hält aber weiterhin Kontakt zum Kabinett, wie die BBC meldet, und er hatte auch noch am Samstag mit dem neuen Chef der Labour-Partei, Keir Starmer telefoniert. Als Vertreter für den Fall, dass der Premier sein Amt nicht mehr ausüben kann, ist Außenminister Dominic Raab bestellt worden. Dieser soll auch die geplante Kabinettssitzung am Montagmorgen leiten.

Zuvor am Sonntagabend hatte sich Königin Elisabeth II. in einer Rede an die Nation gewandt. Es war erst die fünfte derartige Ansprache in ihrer langen Amtszeit. In das Grün der Hoffnung gekleidet, rief sie die Briten dazu auf, Selbstdisziplin, Gelassenheit und Mitmenschlichkeit zu bewahren. Dies seien herausfordernde Zeiten. Unterbrochen von Schnittbildern aus dem Alltag von Krankenschwestern, Kassiererinnen und Lieferanten, die derzeit besonders wichtige Arbeit leisteten, drückte sie die Hoffnung aus, dass es in den kommenden Jahren viel Anlass geben werde, stolz zu sein. "Die, die nach uns kommen, werden sagen, diese Generation Briten war so stark wie alle zuvor."

© SZ vom 06.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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