Nach Wahl in Brasilien:Bolsonaro verspricht, sich an die Verfassung zu halten

Wer nichts sagt, sagt auch etwas: der abgewählte brasilianische Präsident Jair Bolsonaro. (Foto: Andressa Anholete/Getty)

Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach der Wahl vermeidet Jair Bolsonaro aber, seine Niederlage öffentlich einzuräumen. Sein Stabschef verkündet, dass die Regierungsgeschäfte an den Wahlsieger übergeben werden.

Knapp 48 Stunden nach der Wahl in Brasilien ist Präsident Jair Bolsonaro vor die Presse getreten. In einer kurzen Rede bedankte er sich bei seinen Wählern und versprach, sich an die Verfassung zu halten. "Ich möchte mich bei den 58 Millionen Brasilianern bedanken, die mich am 30. Oktober gewählt haben", sagte Bolsonaro in seiner Residenz in Brasília. "Als Präsident und Bürger werde ich weiter alle Anforderungen unserer Verfassung erfüllen."

Seine Niederlage bei der Wahl, in denen er mit 49,1 Prozent knapp seinem Herausforderer Luiz Inácio Lula da Silva unterlag, erwähnte Bolsonaro mit keinem Wort. Stattdessen sprach er eine Einladung zum Protest aus: "Friedliche Demonstrationen sind dazu immer willkommen", sagte er am Schluss noch.

Allerdings erklärte Bolsonaros Kabinettschef Ciro Nogueira am Dienstag nach der kurzen Ansprache des Präsidenten, die Übergabe der Regierungsgeschäfte an den Wahlsieger Luiz Inácio Lula da Silva werde gemäß der gesetzlichen Regelung eingeleitet.

Bislang hatte es daran Zweifel gegeben, da Bolsonaro sich nach der Wahl in Schweigen gehüllt hatte. Das schürte Spekulationen, dass er das Ergebnis nicht anerkennen könnte. Bolsonaro hatte bereits vor der Abstimmung immer wieder Zweifel am Wahlsystem geäußert und angedeutet, das Ergebnis möglicherweise nicht anzuerkennen.

Beobachter befürchteten gewalttätige Proteste seiner zum Teil bewaffneten Anhänger, sollte Bolsonaro das Wahlergebnis anzweifeln und von Manipulation sprechen. Bolsonaros Anhänger hatten nach der Wahl aus Protest tatsächlich Fahrspuren einer wichtigen Autobahn blockiert, ebenso Dutzende weitere Straßen und Brücken im ganzen Land.

© SZ/Reuters/dpa/che - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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