Bluttat in London:Polizei nimmt zwei weitere Verdächtige fest

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Trauer und Bestürzung in London: Eine Frau legt Blumen nieder. (Foto: Reuters)

Offenbar sind noch weitere Personen in das Attentat auf den britischen Soldaten verwickelt, der in London auf offener Straße ermordet wurde. Die Polizei nahm einen 29-jährigen Mann und eine gleichaltrige Frau fest.

Der schockierende Mord an einem britischen Soldaten hat die Angst vor islamistischem Terror nach London zurückgebracht. Während die Polizei nach dem brutalen Attentat auf Hochtouren ermittelt, Wohnungen durchsuchte und weitere Verdächtige befragte, demonstrierten die Menschen in London am Donnerstag Zusammenhalt. "Terrorismus kann am besten besiegt werden, wenn wir einfach mit unserem normalen Leben weitermachen", sagte Premierminister David Cameron, der von einer "widerwärtigen" Tat sprach.

Am Abend wurden ein 29 Jahre alter Mann und eine gleichaltrige Frau unter dem Verdacht der Beihilfe zum Mord festgenommen und verhört. Das teilte die Polizei mit. Bei dem mutmaßlichen Terrorangriff am Vortag war ein 25 Jahre alter Soldat unter anderem mit einem Fleischerbeil zu Tode gehackt worden. Die mutmaßlichen Täter riefen bei dem Mord islamistische Parolen. Sie wurden von der Polizei angeschossen und sollten möglichst bald im Krankenhaus verhört werden.

Die Polizei durchsuchte im Zusammenhang mit der Attacke Wohnungen in der Grafschaft Lincolnshire sowie in Greenwich, im Südosten Londons. Am Tatort im Stadtteil Woolwich im Südosten Londons legten Menschen Blumen und Zettel mit Beileidsbekundungen nieder.

Das Opfer gehörte einem Infanterie-Regiment an und war in Celle stationiert

Bei den beiden Hauptverdächtigen soll es sich um britische Staatsbürger mit Verbindungen nach Nigeria handeln. Sie waren der Polizei bekannt. Der Sender BBC berichtete unter Verweis auf nicht näher genannte Quellen, sie seien in den vergangenen Jahren mehrfach ins Visier von Ermittlern geraten, hätten aber nicht im Verdacht gestanden, einen Anschlag zu planen. Sie sollen zu einer radikalisierten Form des Islam konvertiert sein.

Das Verbrechen hatte sich in unmittelbarer Nähe einer Kaserne abgespielt. Auf einem Video war ein dunkelhäutiger Mann mit einem Messer und einem Fleischerbeil in seinen blutverschmierten Händen zu sehen. Er soll "Allahu Akbar" ("Gott ist groß") gerufen und dazu aufgefordert haben, die Regierung abzusetzen.

Das Opfer gehörte nach offiziellen Angaben dem "Royal Regiment of Fusiliers" an, einem Infanterie-Regiment der britischen Armee, wo er im Musikkorps die Trommel schlug. Der getötete Soldat war Vater eines zweijährigen Sohnes und nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums 2009 in Afghanistan und danach auch in Deutschland (Celle) stationiert.

Die Polizei erklärte, sie werde in den kommenden drei Tagen mit mehr als 1000 zusätzlichen Beamten im Einsatz sein, vor allem dort, wo sich Menschenmassen versammelten. Am Samstag findet in London das Champions-League-Finale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund statt. Zehntausende Besucher aus Deutschland werden erwartet. Die Regierung hob die Terrorwarnstufe in London zunächst nicht an.

Muslimische Gruppen verurteilten den Angriff

Mehrere muslimische Gruppen in Großbritannien verurteilten den Angriff aufs Schärfste. Eine solche barbarische Tat habe keinerlei Basis im Islam, hieß es vom britischen Muslimrat. Alle Menschen und Gruppen, egal ob muslimisch oder nicht, müssten nun zusammenhalten. Die Polizei müsse dafür sorgen, dass die Stimmung nicht hochkoche.

US-Präsident Barack Obama hat den Mord an dem britischen Soldaten als entsetzlich bezeichnet und aufs Schärfste verurteilt. "Es kann absolut keine Rechtfertigungen für solche Taten geben", sagte der Präsident laut einer vom Weißen Haus veröffentlichten Mitteilung. Die USA stünden entschlossen an der Seite Großbritanniens. Beim G8-Gipfel in Nordirland im kommenden Monat werde er mit Cameron auch über die gemeinsamen sicherheitspolitischen Herausforderungen beider Länder sprechen .

Die Finalteilnehmer Borussia Dortmund und Bayern München erklärten, sie würden ohne Bedenken nach London reisen. "Unsere Sicherheitsleute sind bereits in London", sagte Bayern-Mediendirektor Markus Hörwick. Sie stünden in Kontakt mit den dortigen Behörden. Auch der BVB hält an seinem Ablaufplan fest.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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