Berlusconi zu neuem Verbalaussetzer:"Was man spät abends am Telefon so sagt"

Lesezeit: 2 min

Italien sei ein "Scheißland", das er bald verlassen werde - mit diesen Worten hat Regierungschef Silvio Berlusconi seine Landsleute aufgebracht. Nun wiegelt der "Cavaliere" ab: Das sei eine dieser Sachen, die man "wohl in einem entspannten Augenblick und mit einem Lächeln" sage. Er will nun doch in Italien bleiben.

Ein "Scheißland", das er in einigen Monaten verlassen wolle, soll Silvio Berlusconi in einem Telefonat über Italien gesagt haben. Der Milliardär und Regierungschef ist für seine verbalen Aussetzer berüchtigt. Doch seine jüngste Entgleisung sorgt für große Aufregung. Nun versucht Berlusconi seine empörten Landsleute zu beschwichtigen, wie italienische Medien berichten.

"Eine dieser Sachen, wie man sie spät abends am Telefon so sagt": Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi versucht, nach seinem jüngsten verbalen Schnitzer abzuwiegeln. (Foto: dpa)

"Das ist eine dieser Sachen, die man spät abends am Telefon so sagt, wohl in einem entspannten Augenblick und mit einem Lächeln", rechtfertigte sich der 74-Jährige. Dass sein Telefon abgehört wurde, bezeichnete er als einen "Überfall" und "unerträglich". Aus diesem Vorgang machte er sogleich einen Grund, Italien nun doch nicht verlassen zu wollen: "Ich bleibe hier, um dieses Land zu verändern." Der Regierungschef, der sich seit langem von linken italienischen Richtern und Staatsanwälten verfolgt fühlt, sucht schon seit langem Wege, das verbreitete Abhören zu Ermittlungszwecken einzudämmen.

Das nun bekanntgewordene Telefonat hatte Berlusconi am 13. Juli kurz nach 23 Uhr geführt. In dem Gespräch mit Valter Lavitola, dem Herausgeber einer Online-Zeitung, hatte sich der Regierungschef über die öffentliche Aufmerksamkeit für seine verschiedenen Affären empört. "Ich bin völlig transparent, sauber in allen meinen Angelegenheiten (...). Die können sagen, dass ich rumbumse, das ist auch das Einzige, was sie von mir sagen können", wird er von italienischen Zeitungen zitiert. Man setze Spione auf ihn an. Um all dem zu entkommen, kündigte er an: "In ein paar Monaten werde ich fortgehen, um mich um meinen eigenen Kram zu kümmern. Ich verlasse dieses Scheißland, bei dem ich kotzen könnte."

Sein Gesprächspartner Lavitola befindet sich derzeit im Ausland. Die italienische Justiz ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts, Berlusconi gemeinsam mit einem Unternehmer erpresst zu haben. Lavitola soll als Mittler das Geld übergeben haben. Der beschuldigte Unternehmer und seine Frau wurden am Donnerstag festgenommen. Sie sollen von Berlusconi mehr als eine halbe Million Euro für Falschaussagen kassiert haben.

Der festgenommene Unternehmer war 2009 als "Frauen-Beschaffer" für die Partys des Regierungschefs erstmals in die Schlagzeilen geraten. Damals hatte der heute 34-Jährige aus Bari bei einer ersten Festnahme zugegeben, zwischen 2008 und 2009 mehr als 30 junge Frauen für Partys in den Villen des Regierungschefs in Rom und auf Sardinien organisiert zu haben. Darunter sei auch die Prostituierte Patrizia d'Addario gewesen, die von 2009 bis 2010 an 18 dieser Partys teilgenommen haben soll.

Der Unternehmer soll der Wochenzeitung Panorama zufolge hohe Summen von Berlusconi dafür erhalten haben, den Ermittlern zu erzählen, dass der Ministerpräsident nichts von der Bezahlung der Frauen gewusst habe. Berlusconi hat wiederholt beteuert, niemals für Sex bezahlt zu haben. Wie das Magazin weiter berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft in Neapel wegen "undurchsichtiger Zahlungen" über 500.000 Euro an den Unternehmer. "Ich habe nichts Unrechtes getan, sondern nur einem verzweifelten Mann geholfen, ohne irgendetwas dafür zu verlangen", zitiert das Blatt Berlusconi.

© AFP/dpa/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi
:Ein Mann, viele Fettnäpfchen

Silvio Berlusconi bezeichnete seine Heimat einst als "Scheißland" und sorgte zuletzt mit einem peinlichen Holocaust-Vergleich für Empörung. Es war nicht das erste Mal, dass der Cavaliere mit peinlichen Sprüchen, seltsamen Ideen oder diplomatischen Patzern Schlagzeilen macht.

über Silvio Berlusconi

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: