Razzien in Neukölln, Kreuzberg und Wedding:Berliner Polizei vereitelt Terroranschlag

Lesezeit: 2 Min.

Erfolg der Operation "Regenschauer": Die Berliner Polizei hat zwei mutmaßliche Terroristen gefasst. Die beiden jungen Männer haben nach Angaben der Polizei Chemikalien "in nicht handelsüblicher Menge" bestellt - geeignet zum Bau einer Bombe.

Drei Tage vor dem zehnten Jahrestag der Terroranschläge in New York und Washington hat die Berliner Polizei zwei mutmaßliche islamistische Terroristen festgenommen. Ein 28 Jahre alter Mann aus dem Gaza-Streifen soll zusammen mit einem 24 Jahre alten Komplizen libanesischer Herkunft einen Anschlag geplant und sich zur Herstellung von Sprengstoff bereits Materialien beschafft haben. Das sagte ein Polizeisprecher und bestätigte damit einen Bericht der Berliner Morgenpost.

Dem Bericht zufolge ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die beiden Männer wegen des Verdachts der Vorbereitung einer "schweren staatsgefährdenden Gewalttat". Einen Zusammenhang mit dem bevorstehenden Papst-Besuch am 22. September oder den Anschlägen vom 11. September 2001 schloss die Polizei allerdings aus.

Die Behörden hatten zuvor mit 230 Beamten einen islamischen Kulturverein in Berlin-Wedding sowie die Wohnungen der beiden Männer in Kreuzberg und Neukölln durchsucht. Dabei waren offenbar Chemikalien gefunden worden, die den Bau einer Bombe ermöglicht hätten.

Zutaten aus der Landwirtschaft

Nach Medienberichten durchsuchten Bereitschaftspolizisten am Donnerstagmorgen die Wohnungen und einen islamischen Kulturverein im Stadtteil Wedding - die Ar-Rahman-Moschee, die ein wichtiger Treffpunkt der beiden Beschuldigten gewesen sein soll. Gegen den Verein selbst wird offenbar nicht ermittelt. Ein Sondereinsatzkommando soll den Hauptbeschuldigten im Berliner Stadtgebiet überwältigt haben. Auch sein Komplize wurde festgenommen.

Bei den Chemikalien handelt es sich laut Medienberichten hauptsächlich um Schwefelsäure. Zudem sollen sich die beiden Verdächtigen zahlreiche Kühlelemente besorgt haben. Nach Informationen der Berliner Morgenpost läuft das Ermittlungsverfahren seit mehr als zwei Monaten. In Gang gekommen war es durch Hinweise der Firmen, bei denen die Substanzen bestellt worden waren. Den Unternehmen in Berlin und in Baden-Württemberg waren die angeforderten Mengen verdächtig vorgekommen.

Die Ermittlungen der Polizei und der Staatsanwaltschaft liefen schon länger, sagte der Polizeisprecher. "Es geht um den Verdacht der Vorbereitung einer schweren Straftat." Einzelheiten zu der möglichen Bombe wollte die Polizei zunächst nicht nennen. Nach Angaben des Tagesspiegels gründete die Polizei eine Einsatzgruppe mit dem Titel "Regenschauer" und ließ den Hauptverdächtigen und seinen mutmaßlichen Komplizen rund um die Uhr observieren.

Polizeigewerkschaften warnen vor Terrorgefahr

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit würdigte die Festnahme der Verdächtigen als "guten Fahndungserfolg". Der SPD-Politiker ließ über einen Sprecher der Polizei einen "herzlichen Glückwunsch" ausrichten, "falls sich der Verdacht bestätigt".

Die deutschen Polizeigewerkschaften warnen angesichts der Festnahme, die Terrorgefahr in Deutschland sei weitherin hoch. "Wer glaubt, dass sich zehn Jahre nach dem furchtbaren Anschlägen in den USA und nach dem Tode Osama bin Ladens die Lage normalisiert habe, ist erneut eines Besseren belehrt worden", sagte Bernhard Witthaut, der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), die etwa 170.000 Mitglieder vertritt. Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (80.000 Mitglieder), Rainer Wendt, sieht einen Hinweis darauf, "dass Deutschland nicht gefeit ist vor Anschlägen".

Erst Anfang März war es am Frankfurter Flughafen zum ersten tödlichen islamistischen Anschlag in Deutschland gekommen, bei dem zwei US-Soldaten starben.

© sueddeutsche.de/dpa/dapd/segi/ros - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: