Mord in Berlin:Die Spur führt nach Tschetschenien

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Polizisten am Tatort in Berlin-Moabit: Im Kleinen Tiergarten ist am Freitag ein Fußgänger von einem Fahrradfahrer erschoßen worden. (Foto: Fabrizio Bensch/Reuters)
  • Der Mord an einem Georgier in Berlin könnte politisch motiviert gewesen sein.
  • Angeblich hat es bereits mehrere Anschlagsversuche auf ihn gegeben.
  • Der Tote soll am Zweiten Tschetschenienkrieg beteiligt gewesen sein.

Von Verena Mayer, Berlin

Der Kleine Tiergarten in Berlin-Moabit ist eine Parkanlage, die seit Langem für ihre Drogenszene und Kleinkriminalität bekannt ist. Was am Freitag hier passierte, hat allerdings eine vollkommen neue Dimension: Da erschoss ein Fahrradfahrer einen Mann, der zu Fuß unterwegs war; um zwölf Uhr mittags, auf offener Straße. Der Mann war verkleidet und gab zwei gezielte Kopfschüsse ab - eine Hinrichtung am helllichten Tag.

Inzwischen gibt es Hinweise, dass die Tat politisch motiviert und der Erklärungshintergrund an einem weit entfernten Krisenherd zu suchen sein könnte. Das Opfer ist ein 40 Jahre alter Georgier und stammt aus dem Pankisi-Tal, einer Gebirgsregion an der Grenze zu Tschetschenien, in dem eine Untergruppe der Tschetschenen lebt.

Der Verdächtige zeigt sich "sehr cool"

Nach Informationen der Berliner Zeitung soll der Getötete im Zweiten Tschetschenienkrieg auf Seite der Rebellen gegen die russische Besatzung aktiv gewesen sein. Später soll er in einer Anti-Terror-Einheit für das Innenministerium in Georgien gearbeitet und dabei auch Islamistengruppen bekämpft haben. Weiteren Medienberichten zufolge soll er in den vergangenen Jahren bereits Opfer mehrerer Anschlagsversuche gewesen sein.

Die Berliner Staatsanwaltschaft äußerte sich zu den Anhaltspunkten nicht, man ermittle in alle Richtungen, sagte ein Sprecher am Sonntag. Am Samstag war gegen einen 49 Jahre alten Russen wegen Mordes aus Heimtücke ein Haftbefehl erlassen worden, wie die Generalstaatsanwaltschaft Berlin mitteilte. Der Mann war am Freitag wenige Stunden nach der Tat nach Hinweisen von Augenzeugen gefasst worden. In Vernehmungen habe er sich bislang schweigsam und "sehr cool" gezeigt, wie die Süddeutsche Zeitung aus Ermittlerkreisen erfuhr. Nach der Tat soll er versucht haben, seine Spuren zu verwischen, Polizeitaucher fanden ein Fahrrad und eine Waffe in der Spree.

© SZ vom 26.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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