Bauernprotest:Druckerei der „Nordsee-Zeitung“ in Bremerhaven blockiert

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Bauern fahren mit ihren Traktoren während einer Kundgebung auf einer Straße. (Foto: Arne Dedert/dpa/Symbolbild)

Seit Wochen gehen Bauern auf die Straßen oder blockieren diese, weil sie mit der Politik unzufrieden sind. Immer öfter stehen auch Medien im Fokus, wie in der Nacht in Bremerhaven.

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Bremerhaven (dpa/lni) - Demonstranten haben in der Nacht zu Donnerstag die Druckerei der „Nordsee-Zeitung“ in Bremerhaven blockiert. Mit mehreren Autos, Traktoren und Transportern versperrten sie für etwa zweieinhalb Stunden Durchfahrten, wie die Polizei mitteilte. Zudem luden sie Mist vor der Druckerei ab. Die Auslieferung der Zeitung sei daher zeitweise verhindert worden.

Die etwa 50 Demonstranten sind unzufrieden mit der Berichterstattung über zurückliegende Protestaktionen, wie die Polizei mitteilte. Die Beamten ordneten die Protestierenden der Landwirtschaft zu. Im Druckzentrum Nordsee wird unter anderem die „Nordsee-Zeitung“ gedruckt. Nach Polizeiangaben forderten die Bauern ein Gespräch mit dem Verleger. Zu dem Gespräch sollte es Donnerstagnachmittag kommen, erklärte der Chefredakteur Christoph Linne. Die Zeitung am Morgen sei trotz der Protestaktion pünktlich bei den Kunden angekommen.

„Wir sind interessiert an einer Versachlichung“, sagte Linne. In dem Gespräch mit den Demonstranten wolle er herausfinden, wo die genauen Kritikpunkte liegen. Nach der Protestaktion sei die Berichterstattung der vergangenen Wochen noch einmal kritisch geprüft worden. Dabei sei kein Anlass für Kritik entdeckt worden.

Verleger: Bei Kritik einfach anrufen

Auch der Verleger der Zeitung, Matthias Ditzen-Blanke, meldete sich zu Wort. Nach seiner Auffassung habe die „Zeitung ausgewogen und differenziert berichtet“ und sei stets bemüht gewesen, „ein breites Spektrum an Perspektiven abzubilden und die Wahrheit zu suchen“, schrieb er am Donnerstag auf Facebook. Er sagte, dass die Demonstranten sich mit ihrer Kritik auch einfach telefonisch bei ihm hätten melden können. Neben der „Nordsee-Zeitung“ hatten Bauern in den vergangenen Tagen auch die Berichterstattung der „Kreiszeitung Wesermarsch“ kritisiert, die zum Medienverbund der „Nordsee-Zeitung“ gehört.

„Die Pressefreiheit ist ein unverzichtbares Gut in unserer Demokratie“, sagte er. Angriffe auf sie, etwa durch physische Blockaden, dürften nicht toleriert werden. Veränderte Mediennutzung führe dazu, dass Menschen nur noch ausgewählte Informationen wahrnehmen, sagte Ditzen-Blanke, der auch Vorsitzender des Bundesverbandes Digitalpublisher und Zeitungsverleger ist. Viele Menschen seien unbewusst in Echokammern, würden also nur Inhalte von Gleichgesinnten erhalten. „Dies erschwert einen ausgewogenen Diskurs und führt dazu, dass Medienkompetenz immer wichtiger wird.“

Bremer Innensenator: Bauern haben Grenze überschritten

Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) kritisierte die Blockade-Aktion als Grenzüberschreitung. „Wer die Berichterstattung in einer Zeitung durch die Blockade eines Druckhauses zu verhindern sucht, greift die Pressefreiheit an“, sagte er laut einer Mitteilung am Donnerstag. „Wir werden nicht zulassen, dass die Pressefreiheit durch eine kleine Gruppe von offenbar radikalisierten Bauernvertretern unterminiert wird.“

Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) forderte, das Versammlungsrecht einzuhalten. „Wer dieses Recht aber missbraucht, andere nötigt und Anweisungen nicht Folge oder gar Widerstand gegen die Polizei leistet, handelt gesetzeswidrig.“ Bereits vergangenen Freitag seien Polizistinnen und Polizisten von Demonstranten attackiert und verletzt worden. Es habe rund 120 Anzeigen wegen Nötigung gegeben. Das sei nicht hinnehmbar und zeige, „dass die Proteste sich in eine absolut falsche Richtung bewegen“.

Landwirte in ganz Deutschland demonstrieren bereits seit Wochen, Anfang der Woche unter anderem auch vor dem Funkhaus des Norddeutschen Rundfunks in Hannover. Immer wieder werden auch Straßen blockiert. Die Bauern sind unter anderem unzufrieden, weil geplant ist, dass Begünstigungen beim Agrardiesel schrittweise auslaufen sollen.

© dpa-infocom, dpa:240208-99-916390/4

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