Bagdad:Über 140 Tote bei Doppelanschlag

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Bei einem verheerenden Doppelanschlag im Zentrum der irakischen Hauptstadt Bagdad sind über 140 Menschen getötet worden. Fast 700 wurden verletzt.

Nach einer Phase relativer Ruhe ist Bagdad am Sonntag von dem verheerendsten Doppelanschlag seit Jahresbeginn erschüttert worden. Mindestens 147 Menschen wurden bei der Explosion von zwei massiven Autobomben in den Tod gerissen, über 700 wurden verletzt.

Nach dem Anschlag: Dichter Rauch steigt über dem Justizministerium in Bagdad auf. (Foto: Foto: Reuters)

Die Sprengsätze detonierten nach Polizeiangaben binnen einer knappen Minute während des morgendlichen Berufsverkehrs vor zwei Regierungsgebäuden - dem Justizministerium und dem Büro der Bagdader Regionalverwaltung.

Die mit Sprengstoff beladenen Fahrzeuge waren auf Parkplätzen neben den angegriffenen Gebäuden abgestellt. Diese liegen unweit der schwer bewachten Grünen Zone mit dem irakischen Regierungssitz und den meisten westlichen Botschaften. Die betroffene Straße wurde erst vor kurzem wieder für den Verkehr freigegeben, was als Verbesserung der Sicherheitslage eingestuft wurde.

Bei der zweiten Explosion bildete sich ein riesiger Feuerball, über der Stadt stieg schwarzer Rauch auf. Krankenwagen eilten zum Tatort. Zivilpersonen wurden gebeten, mit ihren Privatautos beim Transport von Verletzten in Kliniken zu helfen. Unter den Verwundeten befanden sich auch mindestens drei Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes der US-Botschaft in Bagdad.

Die irakische Regierung machte das Terrornetz al Qaida und Überreste der unter dem früheren Diktator Saddam Hussein herrschenden Baath Partei für das Blutbad verantwortlich.

Angst vor neuer Gewalt im Zuge der Parlamentswahl

Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki besuchte am Nachmittag den Tatort. Der Doppelanschlag wurde als unmittelbarer Angriff auf seine Regierung gewertet. Al-Malikis Chancen bei der für 16. Januar geplanten Parlamentswahl dürften entscheidend von der weiteren Entwicklung der Sicherheitslage abhängen. Beobachter äußerten die Befürchtung, dass die Gewalt in den Wochen vor der Wahl erheblich ansteigen könnte.

Bei den letzten schweren Anschlägen im Irak wurden am 19. August mehr als 70 Menschen getötet. Bei der Explosion zweier Lastwagenbomben vor dem Außen- und dem Finanzministerium kamen damals 65 Menschen ums Leben. Zwei weitere Bomben, darunter eine vor dem Gesundheitsministerium, rissen acht Menschen in den Tod. Es gab mehr als 500 Verletzte.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die "sinn- und wahllosen Gewalttaten, die sich erneut gegen Unschuldige richteten", scharf. Die US-Regierung nannte die Anschläge "schändlich" und "verabscheuungswürdig".

Ban habe mit Trauer und Bestürzung auf die Anschläge reagiert, sagte ein Sprecher des UN-Generalsekretärs in New York. Er habe die Iraker aufgerufen, angesichts der Taten geeint den politischen Fortschritt des Landes zu sichern und am 16. Januar 2010 als Datum für landesweite Wahlen festzuhalten. Die schwedische EU-Ratspräsidentschaft verurteilte die Anschläge ebenfalls. Die Arabische Liga sagte der irakischen Regierung Unterstützung bei allem zu, was dazu diene, "Recht und Gesetz herzustellen und Gewalt und Terror zu bekämpfen".

"Diese Bombenanschläge dienen keinem anderen Zweck als unschuldige Männer, Frauen und Kinder zu töten", teilte US-Präsident Barack Obama mit. Die Attentate offenbarten "die hasserfüllten und zerstörerischen Ziele jener, die dem irakischen Volk die Zukunft verweigern, die es verdient". Nach Ansicht von US-Außenministerin Hillary Clinton versuchten die Hintermänner des Anschlags, den "beeindruckenden Fortschritt" der Iraker in Richtung Stabilität zunichtezumachen.

Auch die Bundesregierung in Berlin verurteilte die "feigen Anschläge" in einer Erklärung von Außenamtssprecher Andreas Peschke auf das Schärfste. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy sprach dem irakischen Präsidenten Dschalal Talabani und den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. Er sei zuversichtlich, dass die irakische Regierung und die Bürger des Landes einmal mehr Kraft und Mut fänden, um am Wiederaufbau ihres Landes weiterzuarbeiten, erklärte Sarkozy.

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