Aufstand in Syrien:Assad-Regime will Zivilisten in Sicherheit bringen

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Rund 1000 Familien sind in der syrischen Rebellenhochburg Homs eingeschlossen. Um sie herum toben blutige Kämpfe. Die Regierung hat erklärt, die Zivilisten aus der Stadt bringen zu wollen - doch die Rebellen sind damit nicht zufrieden.

Die syrische Regierung will nach eigenen Angaben Zivilisten aus der heftig umkämpften Rebellenhochburg Homs in Sicherheit bringen. Der Leiter der UN-Beobachtermission in Syrien, Generalmajor Robert Mood aus Norwegen, hatte am Sonntag gefordert, dass die Konfliktparteien eine Evakuierung von Frauen, Kindern und Kranken aus der Stadt und anderen umkämpften Gebieten ermöglichen.

In vier belagerten Stadtteilen von Homs sind rund 1000 Familien eingeschlossen. Einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Sana zufolge erklärte das syrische Außenministerium, dass die Regierung bereits die UN-Beobachtermission und die Behörden in Homs kontaktiert habe, um die Evakuierung in die Wege zu leiten. Die Bemühungen der UN-Beobachter seien jedoch an den "bewaffneten Terroristen" gescheitert. Diese missbrauchten Frauen und Kinder als menschliche Schutzschilde. Nach Angaben von Aktivisten in Homs bestehen die Rebellen darauf, dass nicht die syrischen Behörden, sondern internationale humanitäre Organisationen notleidende Menschen in Sicherheit bringen.

Das Morden geht weiter

Nach dem Rückzug der UN-Militärbeobachter am Samstag haben sich die Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und Aufständischen weiter verschärft. Aus den von den Rebellen gehaltenen Bezirken Chaldije und Dschuret el Schaje in Homs sowie nahegelegenen Gebieten wurde am Dienstag schwerer Beschuss gemeldet. Berichten von Aktivisten zufolge sollen Soldaten des Regimes zudem mit Unterstützung von Kampfhubschraubern die nördlich von Homs gelegene Stadt Rastan bombardiert haben. Die Ortschaft wird ebenfalls von den Rebellen kontrolliert.

Am Montag sollen nach Angaben von Aktivisten 83 Menschen von den Truppen des Regimes getötet worden sein. Unter den Toten seien elf Kinder. Die meisten Opfer habe es in Duma im Umland von Damaskus gegeben, hieß es. Ein Regimegegner in der syrischen Hauptstadt sagte, viele Verletzte und Leichen hätten noch nicht geborgen werden können. "Wegen der andauernden Bombardierung ist es bisher niemandem gelungen, mögliche Überlebende zu bergen, die noch unter den Trümmern liegen."

Für die Bevölkerung von Damaskus wird es indes auch wirtschaftlich zunehmend schwieriger. Geldwechsler dürfen an jeden Bürger noch maximal Devisen im Wert von 2000 US-Dollar ausgeben. Das hat dazu geführt, dass vermögende Syrer ihren Landsleuten Geld geben, wenn sie für sie Geld wechseln gehen. Das syrische Pfund hat seit Beginn des Aufstandes gegen Assad im März 2011 gegenüber dem US-Dollar 45 Prozent seines Wertes eingebüßt.

Verschärfte Einreisekontrollen nach Jordanien

Viele Syrer fliehen aus dem Land, um den katastrophalen Zuständen in ihrer Heimat zu entgehen. Das Nachbarland Jordanien hat jetzt seine Kontrollen für einreisende syrische Flüchtlinge verschärft, wie die Regierung und UN-Beamte mitteilten. Seit März 2011 sind nach Schätzungen des jordanischen Innenministeriums rund 125.000 Syrer in das Land gekommen. Ein jordanischer Regierungssprecher wies Vorwürfe eines syrischen Dissidenten zurück, das Land versuche Gegner des Assad-Regimes von einer Einreise abzuhalten, um seine Geschäftsbeziehungen zu Syrien zu schützen. Es gebe keine politischen Gründe für die neuen Maßnahmen, sagte er.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien forderte die internationalen Staats- und Regierungschefs erneut zu einer Intervention auf, um den Beschuss und "die systematischen Tötungen" zu stoppen, "denen das syrische Volk in Homs ausgesetzt ist".

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/kemp/beitz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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