Aufarbeitung des Secret-Service-Sexskandals:Chefermittler soll selbst in Prostitutions-Affäre verwickelt sein

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  • David Nieland, Mitarbeiter der US-Heimatschutzbehörde, war nach Informationen der New York Times in eine Prostitutions-Affäre verwickelt.
  • Nieland war zuständig, die Sexaffäre mehrerer Secret-Service-Mitarbeiter im April 2012 im kolumbianischen Cartagena, aufzuarbeiten.
  • Bereits Anfang August reichte er seine Kündigung ein - doch erst jetzt kommen die Hintergründe seines Rückzugs ans Licht.
  • In den vergangenen Wochen haben gleich mehrere Skandale das Image des Secret Service und der Ermittlungsbehörden beschädigt.

Chefermittler im Cartagena-Sexskandal in Prostitutions-Affäre verwickelt

Mitarbeiter des amerikanischen Secret Service, die sich mit Prostituierten vergnügen statt den Staatsbesuch von US-Präsident in der kolumbischen Stadt Cartagena vorzubereiten: Damit nahm der Sexskandal im April 2012 seinen Anfang. Nun geht er in eine pikante nächste Runde. Ausgerechnet David Nieland, der Leiter der internen Ermittlungen, soll selbst gute Kontakte ins Rotlichtmilieu gehabt haben, wie die New York Times berichtet. In einem Großteil der US-Bundesstaaten ist käuflicher Sex verboten.

Vergangenen Mai überwachte die örtliche Polizei in Florida ein Gebäude: Verdacht auf Prostitution. Und wen beobachteten die Beamten beim Betreten und Verlassen des Objekts? Ausgerechnet David Nieland. So berichten es mit den Ermittlungen vertraute Quellen der Zeitung. Nieland soll um eine Erklärung nicht verlegen gewesen sein. Der Mitarbeiter der Heimatschutzbehörde zeigte den Polizisten offenbar seine Dienstmarke und gab an, undercover gegen Menschenhändler zu ermitteln. Gegenüber seinen Vorgesetzten habe Nieland dann aber lediglich berichtet, die Polizei hätte ihn wegen eines kaputten Rücklichts angehalten, so die New York Times. Doch als sein Chef sich in Florida nach dem Vorfall erkundigte flog die ganze Geschichte auf - noch dazu konnte eine Prostituierte Nieland auf einem Foto als Freier identifizieren.

Kündigung im August

Für eine offizielle Befragung durch seinen Arbeitgeber stand Nieland dann nicht mehr zur Verfügung, stattdessen reichte der Ermittler Anfang August seine Kündigung ein. Doch erst jetzt, zweieinhalb Monate später, sind offenbar die Gründe der frühen Verrentung bekannt geworden.

Bei der Heimatschutzbehörde bestätigte ein Sprecher der New York Times nur, dass es im Mai einen Vorfall gegeben habe, "in den einer unserer Mitarbeiter verwickelt war". Nieland selbst teilte der Zeitung per Mail mit, die Anschuldigungen seien nicht wahr, Fragen wolle er nicht beantworten.

Die Cartagena-Affäre in Kolumbien

Im April 2012 war bekannt geworden, dass mehrere Mitarbeiter des Secret Service vor einem Staatsbesuch nicht nur ein wildes Trinkgelage in der kolumbianischen Stadt Cartagena veranstaltet hatten, sondern außerdem die Dienste mehrerer Prostituierten in Anspruch genommen hatten. Große Empörung auf allen Seiten, die entsprechenden Herren wurden umgehend vom Dienst entbunden, US-Präsident Obama gab an, er sei empört, es folgte die Beteuerung, es handele sich um einen bedauerlichen Einzelfall.

Unstimmigkeiten bei der Aufarbeitung

Bezüglich Cartagena kam es nicht zu einer öffentlichen Ermittlung, sondern nur zu einer internen Untersuchung. Möglicherweise war ein Grund dafür, dass nicht nur Agenten des Secret Service an der unrühmlichen Aktion beteiligt waren, sondern wohl auch ein Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung des Weißen Haus und ein Freiwilliger aus dem Vorbereitungs-Team des Staatsbesuchs, wie die Washington Post berichtete. Diesem Vorwurf war Nieland im Auftrag des Heimatschutzes nachgegangen. Der Secret Service, die Leibgarde des US-Präsidenten, ist dieser Behörde unterstellt.

Jüngste Skandal beim Secret Service

Präsident Barack Obama dürfte keinesfalls erfreut sein über die jüngsten Enthüllungen. Reiht sich der Skandal doch in eine ganze Sammlung peinlicher Vorfälle, die in den vergangenen Wochen das Image des Secret Service und der ermittelnden Behörden beschädigt haben.

So musste Anfang des Monats die Chefin des Sicherheitsdienstes, Julia Pierson, zurücktreten. Ursprünglich war die ehemalige Polizistin angetreten, um nach dem Sexskandal von Cartagena beim Secret Service aufzuräumen. Doch diese Aufgabe scheint größer zu sein, als bislang gedacht.

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